The Elder Scrolls V: Skyrim – Test / Review

 


 

Eine lange Rollenspieltradition wird endlich fortgesetzt

 

Ich gehöre noch zu dem Typ Rollenspieler, der mit 10,11,12 Jahren begeistert Wochenende für Wochenende mit Freunden in schummrigen Dachkammern verbracht, Würfel geworfen, Charakterbögen radiert (und gelegentlich zerrissen…) und mit großen Augen dem Spielleiter gelauscht hat. Wir waren die Jungs, mit denen in der Schule niemand Fußball spielen wollte – aber, was sonst niemand außer uns wusste: Wir waren Helden! Und sehr anspruchsvoll bei der Auswahl unserer Fantasykost.

Natürlich gab es zu dieser Zeit schon Computerspiele, die gar nicht mal so übel waren – aber keines davon war so „echt“, dass es für uns das gute Pen&Paper hätte ersetzen können. Das änderte sich schlagartig, als 1994 der erste Teil der „Elder Scrolls“-Reihe erschien. „The Elder Scrolls: Arena“ hieß das Meisterwerk, das eine ganze Ära an Rollenspielen begründen sollte und zu recht als erstes Spiel die Bezeichnung „open world“ tragen durfte. So eine Welt hatte man in elektronischer Form noch nie gesehen! Offene Landschaften, clevere KI, zufällig generierte, unendliche Dungeons, hunderte Städte und sogar ein echtes System für Kriminalität und allem, was dazu gehört. Das war der pure Wahnsinn… auch spielerisch! Ein Meilenstein der Videospielgeschichte.

Der Nachfolger „Daggerfall“ von 1996 (auch bekannt als „Buggerfall“) sollte zwei Jahre später das bislang größte Videospiel(-Desaster) werden, das es jemals gegeben hatte. Weder davor noch danach gab es ein Spiel mit einer ähnlich riesigen Spielwelt. Wieder setzte Entwickler Bethesda auf vollkommen zufallsgenerierte Welten und erzeugte damit eine Spielfläche, die mehr als doppelt so groß war wie Großbritannien (zu Fuß sollte man mehrere Wochen in Echtzeit von einem Ende bis zum anderen Ende benötigen)! Mehr als 5000 Dörfer und Städte, fast eine Million (!) NPCs…. und leider beinahe so viele Bugs und Fehler. Diese ließen Daggerfall auch zu einem vollkommenen Flop werden und beinahe wäre damit die Elder Scrolls Reihe gestorben! Als dann nach etlichen schrecklichen Ad-Ons endlich im Jahr 2002 das ebenso technisch brillante wie inhaltlich geniale „Morrowind“ erschien, galt dies in kürzester Zeit als Spiele-Benchmark für aktuelle PC-Systeme und war damit in aller Munde. Zudem war auch das Spiel an sich ein absoluter Hit und erkämpfte sich schnell einen Platz im Rollenspiel-Olymp. Kein Wunder, dass auch dessen Nachfolger „Oblivion“ in die gleiche Kerbe schlug – zwar technisch nicht mehr ganz so trendverdächtig aber spielerisch nach wie vor Oberklasse. Den heiß begehrten „Game of the Year 2006 Award“ verdiente es sich damit zu recht!

Und nun erschien am 11.11.2011 der nunmehr fünfte offizielle Teil der legendären Rollenspielserie! Ist es so episch, wie das Datum des Releases vermuten lässt? Kann „Skyrim“ seine Vorfahren übertrumpfen? Oder ist es nur mehr ein müder Abklatsch, ein Ausschlachten eines großen Namens ohne echte Inhalte…?

Ein wahrhaft episches Abenteuer beginnt…

 

Langsam öffnen sich die Augen meiner Spielfigur, ich höre Stimmen, die sich leise unterhalten. Wieso schaukelt das Bild so? Ach, ich sitze auf einem fahrenden Wagen! Ich sehe mich um und merke, dass meine Banknachbarn ebenso gefesselt sind wie ich… was ist denn hier los? Nach einigen Minuten und giftigen Zankereien, Anschuldigungen und Unschuldsbeteuerungen kommen wir am Ziel unserer Reise an.. und werden dem Scharfrichter vorgeführt. Name? Herkunft? Ich habe keine Ahnung! Vor mir wird der erste Gefangene hingerichtet, sein Kopf fällt in einen Korb, abgetrennt von der Axt des Henkers. Harter Tobak für den Einstieg ins Spiel! Soll das etwa das kürzeste Spiel aller Zeiten werden? Jetzt bin ich an der Reihe… ich soll angeben, wer ich bin, da ich nicht auf der Liste stehe… und stehe kurz darauf vor dem Richtblock. Als die Axt des Scharfrichters schon auf meinen Hals zurast, ertönt auf einmal ein markerschütternder Schrei und nichts Geringeres als ein feuerspeiender Drache landet auf dem Dach der Festung – und rettet mich so in letzter Sekunde. Drachen? Sollten die nicht schon seit Jahrhunderten ausgestorben sein? Panik bricht aus und schon muss ich mich zum ersten von vielen hundert Malen im Verlauf der nächsten 100-300 Stunden Spielzeit (!) entscheiden, wem ich traue, wem ich folge und wie ich meinen Charakter spielen möchte…. und so startet das Spiel und ein spannendes, cleveres und episches Abenteuer beginnt…!

 

Viel Bekanntes, viel Neues

 

Seien wir mal ehrlich: Bethesda müsste schon vollkommen bekloppt geworden sein, sich zu sehr von dem mehr als nur umfangreichen und über die Jahre gewachsenen Gameplayskelett Morrowinds und Oblivions zu entfernen. Was viele andere Entwickler bereits zu imitieren versucht haben (Stichwort Two Worlds, Rift, Arcania etc.) scheiterte schon alleine an der schieren Masse an Büchern, Legenden, Figuren, Modellen und Hintergrundinformationen, die in der „Elder Scrolls“-Serie schon seit beinahe zwei Jahrzehnten vorhanden sind und immer weiter entwickelt und ausgebaut wurden. Diese Spieltiefe kann nicht kopiert, imitiert oder mal eben neu erfunden werden! Das wäre so, als würde man J.R.R.Tolkiens „Herr der Ringe“ mit einem Fantasyroman aus der Feder eines Dreijährigen vergleichen.

So viel also zur Vorgeschichte und zur Entstehung von Skyrim (auf Deutsch „Himmelsrand“), das im Prinzip nichts weiter bezeichnet als ein weiteres Land des Großkontinents Tamriel, auf dem schon Morrowind und Oblivion gespielt haben. Diesmal verschlägt es den abenteuerlustigen Spieler aber nicht in sengende Wüsten oder frühlingshafte Wiesen und Wälder sondern ins frostig-verschneite Heimatland der Nords – eine der spielbaren Rassen, die es schon seit Anbeginn der Saga gibt.

Der Einstieg erfolgt wie immer sehr unvermittelt und die Charaktererstellung wird wie gewohnt flüssig ins Spiel integriert. Veteranen der Serie werden vielleicht ein wenig mürrisch bemerken, dass diese neuerdings ohne die Auswahl des Sternzeichens – und damit ohne die Auswirkungen des selben – erfolgt. Man wählt hier nun viel direkter Rasse und Klasse aus, ohne jedoch noch weiter in die Tiefe gehen zu können. Ein schlechtes Omen? Sollte das schon vor Beginn des eigentlichen Abenteuers auf ein flacheres RPG-System hindeuten? Nein, zum Glück nicht! Zwar wurden ein paar sehr geliebte alte Zöpfe abgeschnitten (dazu später mehr!), dafür kamen neue Möglichkeiten hinzu und im Grunde muss man sagen, dass Skyrim verständlicher und übersichtlicher zu spielen ist als noch der Vorgänger.

Es gibt auch keine Attribute mehr wie Stärke, Geschicklichkeit oder Intelligenz. Vielmehr wurden die Attribute auf Magicka, Ausdauer und Gesundheit beschränkt. Allerdings ist dabei ein vollkommen neues Fähigkeiten-System hinzugekommen, das in Form von Sternbildern eine Art weit verzweigten Skill-tree darstellt. Hier darf mit jedem Levelaufstieg weiter geknobelt und je ein neuer Punkt verteilt werden – und erst so entsteht die individuelle Klasse, die nach dem Start vollkommen frei definierbar ist. Wer einen Magier mit schwerer Rüstung und Streitaxt spielen möchte, kann das tun. Wer einen meuchelnden Assassinen in Magierrobe spielen will, darf das ebenfalls. Man ist erfrischend neue Wege gegangen und so begegnen dem Spieler keinerlei Restriktionen á la „Stärke reicht nicht aus, um Waffe zu führen“. So etwas gibt es nicht! Viel wichtiger und einleuchtender ist daher die Frage, ob man als Magier mit einer großen Streitaxt überhaupt umgehen kann! Denn das erfordert Übung und Übung entsteht durch Anwendung. Man kann also jede Waffe führen und jede Rüstung tragen, ob man damit aber effizient spielt hängt davon ab, ob man die entsprechende Fähigkeit trainiert und ausgebaut hat. Wie im echten Leben also auch. Übung macht den Meister. So wird man niemals ein guter Schmied, wenn man sich nicht die Zeit nimmt (!) und von Hand Dolche, Schwerter oder Rüstungen herstellt. Und man wird gleich vom ersten Moment spielerisch an die neuen Funktionsweisen Sykrims herangeführt! Kein bischen flach, wie in manch anderem Tutorial sondern durch hevorragend inszenierte Gespräche mit NPCs, die einem so mal nebenbei erklären, wie man die Schmiede benutzt oder eine Waffe verzaubert.

Lebendige Welt, grenzenlose Weiten

 

Wie so oft zählt auch bei einem Rollenspiel der erste Eindruck. Und dieser ist kaum zu beschreiben! Man staunt, man beobachtet, man will diese lebendige Welt voller Pflanzen, Tiere und Geschöpfe kennenlernen, erforschen und studieren. Wenn man nach dem Einstieg auf einmal einem Rudel Wölfe begegnet, das einen Hirsch jagt oder einen Fuchs, der sich leise in den Hühnerstall eines Bauernhofs schleicht und Sekunden später mit einem erbeuteten Huhn flüchtet – wenn man Schmetterlinge nicht nur beobachten sondern sogar fangen und zu alchemistischen Zutaten verarbeiten darf… wenn der Tag langsam zur Nacht wird, die Sterne und Nordlichter sichtbar werden, wenn aus Regen auf einmal in großer Höhe Schnee wird, wenn das erste Morgenlicht durch die Wolken bricht und sich die nachtaktiven Tiere in ihren Höhlen verkriechen, Rauch aus Kaminen aufsteigt und die ersten Leute verschlafen aus ihren Häusern kommen, wenn Ladenbesitzer um 8 Uhr morgens ihre Türen aufschließen und abends um 8 ihre Kunden höflich auffordern, morgen wiederzukommen… dann glaubt man, dass man sich in einer eigenen Welt befindet. Es ist beinahe wie Abenteuerurlaub, der erlebt und genossen werden will! Ich habe noch nie eine so glaubhafte virtuelle Welt gesehen, die dabei so unendlich viel zu erzählen und so viel Tiefgang hat.

Man ist vollkommen frei, kann tun und lassen was man will und stößt doch an allen Ecken und Enden auf neue Geschichten, Hinweise und interessante Gespräche. Wer möchte, kann Stunden, Tage und Wochen nur damit verbringen, in Häusern und Bibliotheken Kurzgeschichten, politische Abhandlungen, wissenschaftliche Berichte, Lexika oder historische Dokumente zu lesen – die nebenbei nicht nur schmückendes Beiwerk darstellen sondern oft auch bestimmte Fähigkeiten verbessern oder gar neue Quests starten oder Orte auf der Weltkarte markieren.

Die Welt ist dabei so offen, wie man sie sich nur vorstellen kann. Jeder Ort, den man sehen kann, darf und kann auch besucht werden – selbst wenn es ein Berggipfel ist, der weit über den Wolken in den Himmel ragt. Hunderte von handgefertigen Dungeons, Höhlen, Ruinen, Dörfern und Städten warten nur darauf, entdeckt und erforscht zu werden.. und nirgends ist es langweilg. Jeder Ort hat seine eigenen Geschichten, überall erlebt man etwas Neues. Und so tastet man sich spielerisch an die unzähligen Handlungsstränge zwischen der Hauptgeschichte (hier wird ausnahmsweise gar nichts verraten! Ihr müsst diese selbst erleben…), Nebenaufgaben, Gilden- oder Begleiterquests an die Fülle der Möglichkeiten heran, bis man irgendwann merkt, dass man ein Teil dieser Welt geworden ist und eine echte Bindung zu NPCs oder bestimmten Orten aufbaut.

Das ist Rollenspiel, wie es sein soll!

Das neue, alte Kampfsystem

 

Dabei lässt sich der eigene Charakter wie schon im Vorgänger sowohl aus der first- als auch der third-person-Ansicht spielen. Die Animationen wurden dabei aber ebenso wie die Charaktermodelle sehr verbessert und auch die Modelle von Waffen, Rüstungen und deren Texturen wurden stark aufgehübscht, so dass es sich diesmal auch tatsächlich lohnt, seine Figur aus der Rückperspektive zu sehen. Spielen lässt sich das Ganze hingegen am besten aus der first-person-Perspektive, denn ein Auto-Lock gibt es nicht – und so muss manuell gezielt und gekämpft werden. Beim Kampfsystem an sich ist man den Wurzeln weitestgehend treu geblieben – Angriff und Blocken per Knopfdruck, es gibt keine großen Spirenzchen oder Kombo-Möglichkeiten, lediglich die Wahl zwischen starken, langsamen und schwachen, schnellen Angriffen. Allerdings kommt in Skyrim eine starke taktische Seite hinzu, denn nun kann jeder Charakter von Beginn an bei Bedarf zwei unterschiedliche Waffen gleichzeitig ausrüsten und damit abwechselnd oder gleichzeitig attackieren. Per Favouritenmenü wechselt man seine Ausrüstung in Windeseile und kann so auch rechtzeitig zum rettenden Schild greifen um zu parieren oder gar eine Riposte einzuleiten.

Richtig taktisch wird es jedoch, wenn man die Magiefähigkeiten seiner Figur nutzt. So darf in jeder Hand ein anderer Zauber platziert werden, was zu ungeahnten Möglichkeiten führt. Feuerzauber in der einen, Heilzauber in der anderen Hand und schon kann man sich auch als Magier in den Kampf stürzen, ohne sofort im Staub zu liegen. Wer lieber heftigen Schaden austeilen möchte, darf aber auch in beiden Händen denselben Zauber ausrüsten und diesen fokussiert wirken, was die Effizienz deutlich verbessert! Das macht Spaß und zaubert einem im wahrsten Sinne des Wortes oft genug ein dickes Grinsen ins Gesicht – die Effekte sind teilweise einfach großartig, die Auswirkungen auf Flora und Fauna oftmals beeindruckend und alleine das Gefühl, aus beiden Händen einen gleißenden Feuerstrahl abschießen zu können, der alles in Brand steckt oder niederstreckt, erzeugt immer wieder ein Gefühl von Überlegenheit, das einfach unheimlich motiviert. Es sei jedem empfohlen, den Weg der Magie zumindest nicht vollständig auszuschließen!

Zu guter Letzt kommen noch die angeborenen Spezial- und Rassenfähigkeiten hinzu, die einmal pro Tag aktiviert werden dürfen – und die Drachenschreie.

 

Gut gebrüllt, Drache!

 

Die Drachenschreie sind eng mit der Hauptgeschichte verbunden, daher soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden, nur so viel: Die Sprache der Drachen kann in jeder Generation von einem einzigen Menschen instinktiv erlernt werden, dem so genannten Drachenblut. Und drei mal dürft ihr raten, wer das wohl sein könnte…. zur Aktivierung der mächtigen Schreie müssen die legendären Worte aber erst einmal gefunden werden, was natürlich nicht gerade ungefährlich oder einfach ist. Zusätzlich ist zur Aktivierung des Wortes eine Drachenseele nötig – und die erhält man, wie sollte es anders sein, wenn man einen Drachen tötet! Da für jedes Wort eine weitere Seele benötigt wird, darf man sich hier schonmal auf fröhliches Drachenjagen einstellen. Die Auswirkungen der Schreie sind jedenfalls immens mächtig, weiterhin kann jeder davon aus bis zu drei einzelnen Wörtern bestehen, die den Effekt nochmals verstärken. Sie sollten aber mit Vorsicht eingesetzt werden, da die Reaktionen der Bevölkerung stets von Ehrfurcht, Erstaunen, Angst oder Feindseligkeit geprägt sein können… und man sollte sie nicht etwa (wie ich…) in der Bibliothek der Magierakademie ausprobieren! Wo ehemals hunderte Bücher geordnet in den Regalen standen, liegt nun ein wilder Haufen Papier, Glas und Holz. Eine schriftliche Abmahnung gab es übrigens postwendend per Bote! Vorbildlich, Bethesda!

 

Es sind im Übrigen genau solche Momente, die immer wieder für ein erstauntes „Ach was!“ oder „Wow!“ sorgen. Besonders hevorheben möchte ich an dieser Stelle die Drachen selbst! Hier hat Bethesda genau die richtige Mischung aus „Zufall“ und „Vorbestimmt“ gefunden denn während manche Drachenkämpfe Teil einer Quest oder gar Schlüsselpunkte der Geschichte darstellen, ist es zu jeder Zeit und überall möglich von Drachen auch zufällig gesehen und angegriffen zu werden. Dabei agieren die Flugechsen erstaunlich clever! Man hört sie schon von Weitem an ihren Schreien, man hört das Schlagen der Flügel, man sieht sie um Berggipfel oder Türme kreisen… aber sie beobachten auch. Scharen sich zu viele Bewaffnete zusammen, drehen sie oftmals wieder ab und verschwinden in den nebligen Gipfeln der Berge – nur um dann plötzlich zuzuschlagen, wenn man vorzugsweise alleine oder per Pferd unterwegs ist. Man kann sie sogar bei der Jagd beobachten, was filmreife Szenen für sich sind. Da stürzt sich ein Drache der Gattung „Feuerdrache“ brüllend auf ein Mammut (!), tötet es mit einem gewaltigen Feuerstrahl – und wird augenblicklich von einem Riesen (ja, es gibt Riesen in Skyrim, die ihre Mammut-Herden über die Steppen führen…!) mit einer Keule niederstreckt. Und das alles, ohne dass man selbst irgendwie aktiv geworden ist!

 

Apropos aktiv werden:

 

Wie schon angedeutet, gibt es jede Menge abseits der Quests zu tun. Das alles aufzuzählen, würde vollkommen den Rahmen sprengen aber vom bezahlten Holzhacken über das Schmieden und Verkaufen eigener Waffen bis hin zum Verzaubern von Rüstungen oder dem Mischen von Giften und Elixieren ist wieder alles möglich! Bis auf eines, und das ist vollkommen inakzeptabel: Es gibt keine Möglichkeit mehr, eigene Zauber zu erfinden. Die lapidare Begründung seitens Bethesda: Die Zauber hätten in Skyrim so individuelle Effekte, dass man diese einfach nicht mehr vermischen könnte. Es würde aber an einer Lösung gearbeitet….. hmpf. Das hätte nun nicht sein müssen, waren es doch genau die Experimente, die einen für viele Stunden bei Laune gehalten hatten. Sehr schade!!! Aber vielleicht kommt da noch was nach… es wäre zu wünschen.

Weiterhin kann man sich in zahlreichen Gruppierungen von ganz unten nach ganz oben arbeiten (und es ist ein tolles Gefühl, irgendwann die Robe des Erzmagiers tragen zu dürfen oder gar ein Thane – was dem Rang eines fürstlichen Helden entspricht – zu werden). Und Skyrim wäre kein Elder Scrolls, wenn es nicht auch hier wieder verborgene und überaus finstere Gesellschaften gäbe, denen man sich anschließen darf… wieder sind die Vampire mit von der Partie – und neuerdings sogar Werwölfe. Mehr wird nicht verraten!

 

Und wer sich häuslich niederlassen oder gar ein Geschäft führen möchte, darf auch das! Von der einfachen aber zweckdienlichen Hütte bis hin zum luxuriösen Herrenhaus können verschiedenste Gebäude in Skyrim erworben, bezogen und sogar ausgestattet und möbliert werden! Inklusive Schneiderpuppen, denen man seine gesammelten Rüstungen und Waffen anziehen darf… ja es darf sogar geheiratet werden, wenn man sich denn die Mühe macht, um ein holdes Weibchen zu werben und dieses danach auch nicht zu sehr vernachlässigt – sonst ist die Holde nämlich weg und mit ihr der halbe Hausrat. Frauen sind eben überall gleich.

 

Und wem all dies noch zu öde ist, kann sich auch einfach als Dieb oder gar Auftragsmörder verdingen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hierbei, dass oftmals Besitzverhältnisse nicht so wirklich klar zu durchschauen sind. Zwar wird in roter Schrift angezeigt, wenn man im Begriff ist, einen Diebstahl zu begehen aber was nun frei genommen werden darf und was nicht, ist meist sehr schleiferhaft. So kann man hemmungslos in der Festhalle des Jarls von Weißlauf alles an sich nehmen, was nicht niet- und nagelfest ist, im Nachbarraum darf hingegen nichts angerührt werden, obwohl dort die gleiche Flasche Wein im Regal steht. In manchen Geschäften sind Waren bis zu einem gewissen Wert kostenlos (?) nachdem man mit dem Besitzer gesprochen hat – andere hingegen nicht. Mal darf das Schwert von der Wand geklaut werden, mal gibt es dafür Dresche. Grundsätzlich gilt aber: Wer bei einem Verbrechen erwischt wird, muss dafür büßen. In der Regel wird die örtliche Wache aktiv und stellt den Übeltäter zur Rede. Dann kann man sich entscheiden, ob man ein Bußgeld zahlen möchte (bei einfachen Verbrechen wie Ladendiebstahl – bei Mord hingegen wird man in aller Regel sofort angegriffen), ob man ins Gefängnis gehen will (wo man dann einiges an Fähigkeiten verliert durch die lange Zeit im Bau) oder ob man sich der Festnahme widersetzen möchte, was grundsätzlich nie zu empfehlen ist – es sei denn, man hat so wertvolles Diebesgut bei sich, dass man es lieber riskiert, in einem Fürstenreich als vogelfrei zu gelten. Denn wird man einmal erwischt, werden alle gestohlenen Gegenstände konfisziert – auch jene, die man schon länger bei sich trägt. Lustig ist dabei, dass man das System relativ leicht austricksen kann, denn hier funktioniert alles über „Sichtlinie“. Man muss GESEHEN werden, wie man etwas stiehlt. Welche Stilblüten das zu Tage fördert, kann schon jetzt in dutzenden Youtube-Videos bestaunt werden. Aber auch hier arbeitet Bethesda an einer Lösung, schließlich kann es einfach nicht sein, dass man einem Ladenbesitzer einfach einen Kochtopf über den Kopf stülpen kann um dann ohne Konsequenzen seinen Laden zu plündern. So lustig das auch sein mag, realistisch ist was anderes.

 

Technik auf dem aktuellen Stand?

 

Abschießend noch ein paar Worte zur technischen Seite dieses inhaltlich grandiosen Spiels! War Oblivion schon damals bestenfalls als „nett“ zu bezeichnen und konnte es lediglich auf einem Highend-PC mit seinen Shadern und Wassereffekten punkten, legt Skyrim ordentlich nach! Hier hat sich Bethesda richtig viel Mühe gegeben und trotz einiger vermeidbarer Macken (wie etwa dem bereits bekannten Textur-Problem auf der Xbox360, das unbedingt bis zum Erscheinen des Patches nur von DVD gespielt werden sollte!) ist das Ergebnis durchweg sehr gut. Die Sichtweite ist gigantisch – bis zum Horizont erstreckt sich die Landschaft und sogar aus großer Entfernung sieht man Festungen, Lagerfeuer oder Ansiedlungen – ohne, dass dabei Popups nennenswert auffallen würden. Möglich macht´s ein Downscaling weit entfernter Objekte und Texturen, die flüssig genug beim Näherkommen wieder auf optimale Qualität gebracht werden. Sogar auf den Konsolen wirkt das alles zauberhaft und brillant. Stellenweise sieht Skyrim sogar richtig, richtig prächtig aus. Efeuüberwachsene Höhlenwände, aus denen das Wasser sickert, während Nebel zur Decke aufsteigt und Sonnenstrahlen Staubkörnchen in der Luft tanzen lassen – irre. Ja, Sykrim ist ein richtig schönes Spiel geworden inklusive idyllischer Sonnenuntergänge, nebliger Friedhöfe oder dynamischer Tag-Nacht- und Wetterwechsel.


Der Sound, vor allen Dingen die Musik, ist (wie nicht anders zu erwarten) wohl mit das beste, was es überhaupt im Bereich der elektronischen Fantasy gibt. Wer kennt es nicht, das Titelthema von Morrowind? Dieses eine Thema, das für Gänsehaut und feuchte Augen sorgt? In Skyrim mischen sich noch rauhe, nordisch und keltisch wirkende Männerchöre mit in die pompöse orchestrale Musik, die ohne weiteres auch einen 100 Millionen Dollar teuren Blockbuster untermalen könnte. Sensationell!

Zuletzt bleibt zu erwähnen, dass die deutsche Lokalisierung diesmal absolut sagenhaft umgesetzt wurde. Angefangen von einer fehlerfreien, professionellen Übersetzung sämtlicher (!) Texte bis hin zu hervorragend gewählten deutschen Sprechern gibt es hier nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln.