Wächter von Mittelerde

    Mit Wächter von Mittelerde schickt Warner Bros. Interactive ein thematisches Schwergewicht in den virtuellen Konsolenring. Wie sich Mittelerde als MOBA spielt, das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen in unserem Test!

    YouTube

    Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
    Mehr erfahren

    Video laden

    MOBA? Irgendwann ist sicherlich schon jeder über diesen Begriff gestolpert. MOBA steht für Multiplayer Online Battle Arena und jedes Spiel bietet schnelle Gefechte mit zwei verfeindeten Teams. Auf dem PC sind Vertreter des MOBA-Genres zeitweise wie Pilze aus dem Boden geschossen, die bekanntesten Spiele dürften Defense of the Ancients (DotA/DotA 2) und League of Legends (LoL) sein. Auf Konsolen wurde das Genre bislang recht stiefmütterlich behandelt, außer Awesomenauts findet man nahezu keinen würdigen Titel. Aber das hat sich mit der Veröffentlichung von Wächter von Mittelerde ja nun geändert.

    Ganz grundsätzlich stehen sich bei einem MOBA zwei Teams mit jeweils bis zu 5 Spielern gegenüber. Nachdem sich jeder einen Helden ausgewählt hat geht es auch schon ohne große Umschweife los. Die Basen jedes Teams sind gegenüberliegend am Ran der Karte zu finden und das vordefinierte Ziel ist es natürlich, den Stützpunkt vom Gegner dem Erdboden gleich zu machen. Auf (meist drei) Wegen / Lanes laufen in regelmäßigen Abständen kleine Wellen von automatischen Creeps los und unterstützen unsere Helden im Kampf. Neben Wachtürmen zur Verteidigung nahender Gegner bieten die Spielkarten auch Schleichwege durch Wälder und abgelegene Shops für Upgrades. Erbeutete Taler werden hier oder in der Basis gegen attributsteigernde Items getauscht.

    Mit Wächter von Mittelerde hat man nun also dieses Spielprinzip ins Tolkien’sche Universum transportiert. Beim Start steht uns ein Pool von 22 spielbaren Helden zur Auswahl. Viele bekannte Gesichter tummeln sich auf dem Bildschirm, andere Figuren hingegen dürften nur Kennern der Bücher was sagen. Jeder der Helden besitzt unterschiedliche Fähigkeiten und Skills, die nach und nach beim Spielverlauf durch den Gewinn an Erfahrungspunkten freigeschaltet werden. So sind natürlich spätere Skills deutlich durchschlagskräftiger, kosten aber auch mehr Manapunkte und laden deutlich langsamer wieder auf. Mit dem Erreichen von Stufe 14 ist Ende der Fahnenstange und der Held hat das maximale Level erreicht.

    [pullquote_left]Helden der Guten:

    • Gandalf
    • Galadriel
    • Eowyn
    • Legolas
    • Haldir
    • Thrain
    • Arathorn
    • Beregond
    • Ori
    • Nori
    • Hildifons[/pullquote_left]

    Wächter von Mittelerde bietet einige Veränderungen, mit dem es sich von anderen MOBAs abhebt. Zunächst gibt es keinen Shops für neue Items. Das klingt im ersten Moment für Genre-Veteranen als sonderbar, klappt aber im Falle von Wächter von Mittelerde erstaunlich gut. Oft ist es bei MOBAs so, dass eine Runde die Marke von 1h und mehr an Spieldauer knackt. Grund hierfür ist in 99% der Fälle das sogenannte Late-Game, bei dem man besonders hochwertige Items kauft, die dem Helden einen ordentlichen Boos an Attributen und/oder Fähigkeiten bringen. Wie sich aber in unseren gespielten Runden herausstellte  fehlt dieses Late-Game in Wächter von Mittelerde schlichtweg, unsere Partien dauerten selten länger als 30 Minuten. Kein Late-Game, keine Items, wobei das natürlich zu simpel dargestellt ist. Fakt ist, dass es auch ohne Items klappt, sobald man sich umgestellt hat. Immerhin stehen Tränke zur Verfügung, die per Knopfdruck die Gesundheitsleiste des Helden wieder auffrischen und im Kampf für eine rasche Wende sorgen.

    Ebenso ungewöhnlich, wenn auch nicht gänzlich neu: Die Verteidigungstürme und Barracken können aufgewertet werden. Damit kann man also sowohl die Verteidigung der Basis, als auch die Angriffsstärke verbündeter Creeps stärken. Setzt man diese Upgrades geschickt im richtigen Moment ein, kann ein starker gegnerischer Angriff erfolgreich abgewehrt werden. Umgekehrt kann es dadurch auch möglich sein, durch erstarkte Creeps die feindliche Verteidigung im Handumdrehen zu zerstören.

    [pullquote_right]Helden der Bösen:

    • Lugbol
    • Agandaur
    • Wulfrum
    • Hexenkönig
    • Gollum
    • Sauron
    • Ugluk
    • Mozgog
    • Felgram
    • Gothmog
    • Runsig[/pullquote_right]

    Bei der Auswahl der Helden wird zwar zwischen Gut und Böse unterschieden, jedes Team darf aber aus Kämpfern beider Lager das Team mixen. Es bedarf ein paar Spielrunden, bis man sich daran gewöhnt hat, dass z.B. Gandalf und Sauron als Verbündete in die Schlacht ziehen. Pro Team darf jeder Held nur 1x gepickt werden, der Gegner aber darf bei Bedarf ebenfalls auf den gleichen Helden zugreifen. Das führt nicht selten dazu, dass auf der Karte gleich zwei Gollums ihr Unwesen treiben.

    Gut gefallen hat uns die Steuerung. Normalerweise setzen MOBAs auf wildes Mausgeklicke und den Hotkeys 1-4, aber siehe da, auch mit dem Gamepad in der Hand kann es Spaß machen. Die Bewegung des Helden ist präzise und direkt, sogar das Anvisieren der Feinde klappte nach wenigen Anläufen bereits recht zuverlässig. Die Buttons für aktive Skills sind logisch belegt und gehen gut von der Hand.

    Ein MOBA steht und fällt mit einer Sache: Dem Balancing. Hier leistete Entwickler Monolith gute Arbeit, keiner der Helden ist übermächtig oder deutlich unterlegen. In unseren Spielrunden gab es natürlich Heros, die bevorzugt gepickt worden sind, unserer Meinung nach lag das aber eher am Bekanntheitsgrad der Figur aus den Filmen und nicht an zu starken Fähigkeiten.

    Weniger gelungen zeigte sich das Matchmaking. Man hat leider nur wenige Optionen, ein passendes Match zu finden. Problematisch ist auch, dass bei der Wahl an Mitspielern keinerlei Unterscheidung zwischen Anfänger und hochrangigen Progamern stattfindet, zumindest haben wir nichts davon bemerkt. Für den integrierten Chat wäre ein Filter nach Sprachregionen toll gewesen, aber der ist leider Fehlanzeige. So richtig vermisst haben wir ein Strafsystem für Leaver, also Spieler, die im laufenden Spiel einfach aussteigen. Hat man einen solchen Leaver im Team (gehabt), sinken die Siegchancen ziemlich rapide in den Keller. Daher ist es sehr schade, dass ein Spieler nicht bestraft wird, wenn er für die übrigen 9 Spieler die Partie ruiniert hat. Bei anderen MOBAs geht es doch auch, warum nicht hier?

    Für Wächter von Mittelerde wurde zwischenzeitlich ein Season Pass angekündigt, mit rund 15€ ist man für zukünftige Updates via DLC also gewappnet. Hauptsächlich dürfte es sich dabei um neue Helden handeln, wir würden auch gerne ein paar neue Maps begrüßen, denn derer gibt es leider nur zwei. Ob sich der Season Pass lohnt oder nicht wird erst die Zeit zeigen. Wir haben es hier schließlich mit einem reinen Multiplayer Titel zu tun und der bringt nur was, wenn wir online auch genug Mitspieler finden. Noch ist ordentlich was los und Spiele sind schnell mit den notwendigen Spielern gefüllt, aber das ist bei neuen Spielen ja fast immer so.

    Übrigens: Wer die Boxed Version im Laden kauft, der bekommt nicht das Spiel auf Disc, sondern lediglich einen Zettel mit dem Download-Code für den Marktplatz / PSN. Dafür aber bietet die teurere Box direkt den erwähnten Season-Pass inklusive. Ansonsten steht Wächter von Mittelerde als Download im Marktplatz von Xbox 360 und Playstation 3 zur Verfügung.

    WaechtervonMittelerde3

     

    Fazit

    Wächter von Mittelerde zeigt in erster Linie, dass ein MOBA auf Konsolen funktioniert. Das Spiel bietet richtig viele gute Aspekte, die flotten Runden erlauben auch gerne mal einen Zock für Zwischendurch. Dennoch bietet Wächter von Mittelerde auch eine gute Portion Tiefgang, so dass die Langzeitmotivation bestehen bleibt. Sobald man einen Lieblingshelden für sich entdeckt hat, weill man ihn einfach noch ein bisschen besser beherrschen können. Fehlende Shops und Items sind zwar ungewöhnlich, aber dank funktionierendem System gut verzichtbar. Wir hoffen, dass sich viele Spieler für Wächter von Mittelerde begeistern können, denn nur so bleibt über die lange Distanz online ordentlich was los. Wir freuen uns auf neue Helden, neue Karten und vielleicht noch die ein oder andere Überraschung, solange das Balancing immer im Auge behalten wird.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur