The Bureau: XCOM Declassified

    Kaum ein Spieletrailer sorgte 2010 für so viel Wirbel wie das damalige Debut-Filmchen zu The Bureau: XCOM Declassified. Die Erfolgsserie rund um XCOM sollte sich also zu einem Shooter entwickeln und man wollte sich vom einstigen Rezept der Rundenstrategie lossagen. Denkste, was dann kam, war ein enormer Aufschrei der Fans, die anscheinend ausnahmslos alle wieder ein Enemy Unknown wollten. Bekanntlich folgte dieses bereits vor rund einem Jahr (hier unser damaliger Test) und erntete die erhoften Lorbeeren. Und schon war letztlich für The Bureau: XCOM Declassified dann doch der Weg offen und hier in unserem Test könnt ihr lesen, dass der Titel sogar ziemlich gelungen ist.

    Diesem Test liegt die Spielversion für Playstation 3 zugrunde. The Bureau: XCOM Declassified ist für PC, Playstation 3 und Xbox 360 bereits im Handel erhältlich.

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    Die grobe Entwarnung haben wir ja schon vorab gegeben, The Bureau: XCOM Declassified ist keineswegs ein belangloser Shooter ohne Daseinsberechtigung. Sogar Strategen werden bedient, aber mehr dazu später. Fangen wir vorne an und verlieren ein paar Worte zum Setting des Spiels.

    Ganz liebevoll werden wir eingangs als „Kanonenfutter“ und „entbehrlich“ betitelt. Nicht ganz so nett, wie uns ein gewisser J. Edgar Hoover da nennt. Was der gute Herr Hoover, seines Zeichens Gründer des legendären FBI, dabei übersehen hat: Er wird unsere Hilfe noch bitter nötig haben. In den 60er Jahren sind die Amerikaner hochgerüstet und sehen sich auf dem Weg zur Eskalation mit den Sowjets. Dann kommt jedoch alles anders, als aus dem Nichts eine Alienarmee auftaucht und ganze Landstriche in Schutt und Asche legt. Gegen den technisch weit überlegenen Gegner scheint kein Kraut gewachsen, aber zum Glück gibt es ja noch uns – in Form des Agenten William Carter.

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    The Bureau: XCOM Declassified spielt sich in seiner Grundstruktur wie ein waschechter Deckungsshooter mit Strategieelementen, wie man es etwa aus Brothers in Arms oder Ghost Recon her kennt. Damit man in den vollen Genuss des Genre-Mixes kommt, darf man am Start allerdings keinen zu leichten Schweregrad wählen. Wir haben spaßenshalber auch den leichtesten der insgesamt 4 Schwierigkeitsgrade angetestet und in diesem mutiert The Bureau: XCOM Declassified tatsächlich zum reinen Shooter. Daher sollte man sich diesen Modus schlicht sparen, denn abgesehen davon, dass man viel zu leicht durch die Horden von Aliens marschieren kann, benötigt man den strategischen Aspekt zu keinem Zeitpunkt. Und dann verliert man neben einer gehörigen Portion Spielspaß eben auch eine wichtige Komponente des Spiels.

    Besagter Strategiepart wird im Spiel mit der Pause-Taste aktiviert und lässt The Bureau: XCOM Declassified in Superzeitlupe weiterlaufen. Mittels Kreismenü können wir jetzt unseren Teamkollegen Routen, Wegpunkte und Aktionen zuweisen und machen uns ihre Eigenschaften zunutze. Beispielsweise sollten wir den Scharfschützen auf erhöhten Punkten positionieren, damit er von dort bestmögliches Schussfeld auf Alienköpfe hat. Zwischenzeitlich errichtet unser Techniker einen kleinen Geschützturm, wodurch wir mit dieser Ablenkung den Feind unbemerkt flankieren können.

    Die richtige Strategie ist letztlich auch nötig, denn die fiesen Aliens sind gar nicht so dumm. Tatsächlich hat man den Wesen eine ordentliche KI spendiert, sie suchen selbstständig Deckung und geben sich gegenseitig Feuerschutz, während sie im Zickzack an uns heranstürmen. Sofern man sich also als kleiner Rambo versucht und mit blanker Feuerkraft gegen die Feinde vorgehen will, sieht man sich sehr bald selbst im Kreuzfeuer und stirbt fix den virtuellen Tod.

    Die Möglichkeiten zum taktischen Agieren werden durch das Leveldesign unterstrichen. The Bureau: XCOM Declassified spielt zum größten Teil in weitläufigen Außenarealen, enge Gänge oder Gebäudekomplexe sind vergleichsweise selten. Statt dessen kämpfen wir uns durch gepflegte Vorgärten oder schicke Parkanlagen – alles natürlich im Stil der 60er Jahre. Das Flair haben die Entwickler wirklich hervorragend eingefangen und erzeugt ein Mittendrin-Gefühl. Letztlich laufen die Level jedoch alle sehr linear ab, alternative Wege oder abseitige Erkundungstouren geht man verzweifelt suchen. Ähnlich berechenbar sind die mit Regelmäßigkeit wiederkehrenden Feuergefechte mit den Außerirdischen. Sobald man vor sich auf der Straße querstehende Autos erblickt, kann man davon ausgehen, dass man sie direkt als nächste Deckung aufsuchen wird, denn Aliens sind dann niemals weit weg. Gleiches gilt auch für die Bosskämpfe, die alle spaßig und fordernd sind, sich aber teilweise zu sehr in die Länge ziehen.

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    Zwischen den Einsätzen darf man im HQ seinem Team neue Skilss mit den gewonnenen Erfahrungspunkten spendieren. Hier kratzt The Bureau: XCOM Declassified leicht an der Oberfläche eines Enemy Unknown, der richtige Tiefgang fehlt allerdings. Ein paar der freischaltbaren Upgrades erübrigen sich daher, weil man bereits nach ein paar Missionen auf die aufsammelbaren Alienwaffen setzt und deshalb konventionelle Schusswaffen vernachlässigt. Etwas sonderbar wirken die späteren übernatürlichen Fähigkeiten, die unsere Protagonisten zu halben Jedis werden lassen. Dadurch wird allerdings auch der Mystery- bzw. Science-Fiction Aspekt des Spiels unterstrichen. Das kann man mögen, muss man aber nicht.

    Völlig unverständlich sind die teils ellenlangen Dialogsequenzen der Hauptfiguren. Diese lassen sich zwar abbrechen, aber dann verpasst man eben auch immer ein Stück der Story. Wir haben die Zeit zwar nicht gestoppt, aber seid euch sicher, dass hier viel Zeit vergeht, wenn man allen gesprochenen Sätzen lauscht. Vereinzelt dürfen wir aus einem Pool von Antworten die für uns passenste auswählen, eine deutliche Auswirkung auf den Spielverlauf haben sie aber nicht.

    Auf der technischen Seite gibt uns The Bureau: XCOM Declassified wenig Grund zum Meckern. Das Ambiente ist schick eingefangen und spielt sich von vorne bis hinten authentisch. Bugs oder grobe Schnitzer sind uns keine aufgefallen, selbst das Deckungssystem funktionierte immer zuverlässig. Gleiches gilt für die Soundkulisse, die sich ebenfalls perfekt ins Bild der 60er Jahre einfügt. Abgesehen von den teils asynchronen Lippenbewegungen machen die Synchronsprecher einen guten Job.

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    Fazit

    The Bureau: XCOM Declassified ist ein gelungener Mix aus (Deckungs)Shooter und Strategie. Das beste daran ist, dass die Entwickler beide Elemente sinnvoll miteinander verknüpft haben und der Wechsel tadellos funktioniert. Was auf dem leichtesten Schweregrad ein Kinderspiel ist, wird mit zunehmender Schwere eine kleine Kopfnuss und das Spiel verlangt dem Zocker oft Grips ab. Die kaugummiartigen Dialoge nehmen dem Spiel den flow und halten einfach zu lange auf, außerdem sind viele Dialoge überflüssig und kosten Spielzeit. Sieht man davon ab, ist The Bureau: XCOM Declassified jedem Spieler zu empfehlen, der Spaß am strategischen Ballern hat und weniger Fokus auf reine Action legt.

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur