Rebel Galaxy Test/Review

    RG_Space

    The Final Frontier

    Der Weltraum und seine unendlichen Weiten haben in letzten Jahren wieder stark an Popularität gewonnen. Weltraumspiele sprießen wieder links und rechts aus dem Boden, nicht zuletzt dank der Wunder die uns Elite Dangerous und Star Citizen versprechen. Doch es braucht keine Millionen-Budgets, um uns zu den Sternen zu entführen, und das beweist das Entwicklerduo Travis Baldree und Erich Schaefer, die gemeinsam als Double Damage Games firmieren. Diese beiden sind keine Neulinge: Schaefer war einer der Gründer von Blizzard North und maßgeblich an der Entstehung von Diablo beteiligt. Gemeinsam mit Travis Baldree haben die beiden später Runic Games gegründet und mit Torchlight und Torchlight II die unbeschwerte Variante des ARPG entwickelt. Nun verlassen sie die Gefilde von mit Monstern gefüllten Verließen und greifen nach den Sternen.

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    Reich mir mal den Hydrospanner!

    Rebel Galaxy setzt uns ans Steuer eines altgedienten Rosteimers, den wir von unserer Tante überschrieben bekommen haben, gemeinsam mit den Anweisungen, sie irgendwo in der interstellaren Pampa aufzusuchen. Da unsere Tante schon immer das schwarze Schaf der Familie war und wir schon lange darauf warten, den inneren Rebellen freizulassen, machen wir uns umgehend auf die Suche. Die Tante ist jedoch verschwunden, und die Suche nach ihr ist mit Piraten, Aliens, Artefakten und künstlichen Intelligenzen gespickt. Jede Etappe stellt höhere Anforderungen an uns, und so müssen wir schon bald ein Einkommen sichern um größere Schiffe, größere Waffen und stärkere Schilde einzukaufen. Wie wir das machen ist uns überlassen: Handel, Erzabbau, Kopfgeldjagd oder Piraterie bieten jede Menge Betätigungsfelder für einen ambitionierten Captain, komplett mit Handelsgilde, Piratenfraktionen und Systemmiliz als auftraggebende Fraktionen. Die Spielwelt ist ein Cluster mehrerer Sternensysteme, die bei jedem neuen Spiel zufällig erzeugt werden, was die Wiederspielbarkeit erhöht.

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    Die von unserer Tante geerbte „Rasputin“ – einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul

     

    Feuerkraft ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch mehr Feuerkraft.

    Die grundlegende Spielmechanik in Rebel Galaxy ist recht simpel: Geld machen um das Schiff aufzurüsten. Es gibt kein Level-System, der persönliche Fortschritt wird an immer größeren Schiffen und immer stärkeren Kanonen gemessen. Ein größeres und stärkeres Schiff wiederum erlaubt es euch, höhere Missionen anzugehen die wiederum mehr Belohnung einbringen. Im Prinzip ist es an das gewohnte Erfolgsrezept der Diablo-artigen ARPGs angelehnt: Gegner töten für Equipment, welches uns erlaubt größere Gegner zu töten die wiederum besseres Equipment gewähren. Double Damage haben es in Rebel Galaxy geschafft, diesen „Grind“ als spaßiges Abenteuer zu gestalten.

     

    Money, money, money

    Der Handel in Rebel Galaxy folgt denselben Regeln wie überall im Universum: kaufe billig, verkaufe teuer. Da gibt es Gefängniskolonien die günstig Schrauben herstellen, Militärdiktaturen die den doppelten Preis für Munition zahlen, und gesetzlose Außenposten an die man Sklaven und Drogen veräußern kann, ohne dass einem die Miliz gleich den Frachtraum leert. Diese Gelegenheiten gilt es zu nutzen. Abgesehen vom Preisgefälle zwischen einzelnen Stationen und Preisschwankungen die einen aktiven Markt simulieren gibt es im Spiel eine Reihe von Events, die Preise signifikant beeinflussen können: Kriege oder Hungersnöte auf der einen Seite sowie Technologische Durchbrüche und Marktübersättigung auf der anderen Seite sorgen für großartige, zeitlich begrenzte Gelegenheiten um ordentlich Reibach zu machen. Zudem überfallen auch mal Piraten einen Frachtkonvoi oder blockieren ein System und somit seine Exporte. Das wirkt sich dann auch direkt auf die Preise in den betroffenen Stationen. Ihr könnt auch Waren direkt an Handelsfrachter verkaufen denen ihr auf Reisen begegnet, diese zahlen oft sehr gut, kaufen jedoch nur eine begrenzte Menge Waren ein.

    Hier werde ich meine Drogen wohl nicht los
    Hier werde ich meine Drogen wohl nicht los

     

    Noch Platz im Frachtraum?

    Eine Vielzahl von Asteroidfeldern gibt euch die Möglichkeit, sich dem Ressourcenabbau zu widmen. Wer sich in einem System auf Entdeckungsreise begibt, kann ertragreiche Asteroiden vollgespickt mit wertvollen Metallen und Mineralien finden, jedoch ist die Abbauoperation monoton und reich wird man nur mit viel Glück. Mehr Erfolg verspricht da das Verkaufen von Bergungsgut welches ihr aus zerstörten Feindschiffen und Schrottansammlungen fischt. Gerade im späteren Spielverlauf kann es  ein lukratives Geschäft sein, wenn höherwertigere Komponenten den Besitzer wechseln. Praktischerweise hat jedes Schiff einen Traktorstrahl um die herumschwebenden Container direkt in den Frachtraum zu saugen.

     

    Pew pew!

    Kampf ist in Rebel Galaxy auf eine zweidimensionale Ebene beschränkt. Das ist zwar unrealistisch und sehr vereinfachend, hilft aber bei der räumlichen Wahrnehmung – was auch der Grund ist warum die meisten Filme und TV Serien Weltraumkampf zweidimensional darstellen. Die Raumschiffe in Rebel Galaxy sind auch keine wendigen Jäger, es sind schwere Fregatten und Zerstörer, und der Kampf ähnelt klassischen Seegefechten. Ähnlich wie die mittelalterlichen Galeonen ist auch in Rebel Galaxy die Hauptwaffe die Breitseite des Schiffes. Laser- und Raketentürme ergänzen euer Arsenal. Ihr könnt jeweils eine Waffe direkt steuern, die anderen werden in der Zeit von der AI bedient, die eure Crew simuliert. Dies macht die Steuerung trotz der Vielfalt der Waffensysteme einfach und übersichtlich. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Offensiv- und Defensivwaffen verfügt euer Schiff noch über einen Deflektor, ein kurzzeitig aktivierbares Schutzschild der nicht nur euch vor Schaden bewahrt, sondern auch verhindert dass eure Waffen hinausschießen können. Taktisch kluger Einsatz ist hier gefragt, da das Schutzschild nur kurze Zeit hält bevor es sich aufladen muss.

    Das Ende eines Piratenlords
    Das Ende eines Piratenlords

     

    To boldly go….

    Die Welt von Rebel Galaxy ist nicht unendlich. Ein Cluster aus etwa einem Dutzend Sternensysteme, das ist überschaubar. Doch bietet jedes der System genug zu tun um den Strang der Hauptmission aus dem Blick zu verlieren. Nach 20 Stunden Spielzeit hatte ich das erste System noch nicht durch das Sprungtor verlassen. Man kann schneller spielen – muss es aber nicht. Das Spiel fördert geradezu das entspannte Cruisen und Entdecken, denn man weiß nie was hinter dem nächsten Asteroidenfeld lauert.

    Mein Entdeckerherz schlägt schneller - neues Spiel, neuer Cluster voller Space-Cowboy-Romantik
    Mein Entdeckerherz schlägt schneller

     

    Kann auch auf Xbox One was!

    Konsoleros gehen im Falle von Rebel Galaxy nicht leer aus, zumindest nicht auf Xbox One. Rein auf die Feuergefechte bezogen ziehe ich einen Vergleich zu Assassin’s Creed Black Flag und den dortigen Schiffskämpfen. In Rebel Galaxy sind diese Gefechte ähnlich befriedigend und taktisch mindestens ebenbürtig. In den Tiefen des Alls erzeugt das Spiel eine ungemeine Freude, sein Schiff perfekt zum Gegner zu positionieren um dann den richtigen Mix aus automatischen und manuellen Waffen zu finden.

    Dabei bleibt die Waage zwischen Arcade-Action und Taktik stets im Gleichgewicht. Blickt man rein aufs Datenblatt, dann mag man im ersten Moment den direkten Vergleich zu Elite Dangerous ziehen, aber damit liegt man ziemlich deutlich daneben. Rebel Galaxy hält nicht viel von Energie-Management oder Schildkapazitäten. Nein, vielleicht ist es sogar der größte Pluspunkt, dass die dritte Dimension fehlt und man bei den Kämpfen auf das Wesentliche fokussiert wird. Darunter leidet natürlich die Komplexität, nicht aber der Spielspaß und schon gar nicht das Tempo.

    Die logische Buttonbelegung auf dem Gamepad ist der finale Garant dafür, dass Rebel Galaxy vom Fleck weg die pure Lust weckt. Man benötigt kaum Eingewöhnung und schon fühlt man sich als Kommandant seines Schiffes immer als Herr der Situation. Einzig die Kamerasteuerung ist phasenweise etwas suboptimal, aber niemals so, dass man es als durchweg störend empfinden würde.

    Wenn man an dieser unscheinbaren Space-Oper etwas bemängeln möchte, dann begiebt man sich auf das berühmte Meckern auf hohem Niveau. Man muss sich eben vor Augen halten, dass Rebel Galaxy kein AAA-Titel ist, das ein vielstelliges Budget vorweisen kann. Und dennoch gibt es hier und da Texturen, die selbst für ein Entwicklerstudio kleinerer Größe etwas schicker hätten aussehen können. Ferner hätten man beim Missionsdesign etwas kreativer sein dürfen. Wohl gemerkt, ich spreche im Konjunktiv. Viel schlimmer finde ich, dass ich wohl niemals in den Genuss einer Retail-Version kommen werde. Das ist extrem bitter, denn Rebel Galaxy ist mehr als ein Kleinod und sticht für Xbox One ohnehin aus dem überschaubaren Angebot an vergleichbaren Spielen sehr deutlich heraus – und zwar positiv!

     

     

    Fazit

    Rebel Galaxy ist vor allem ein Space Western, und die Genre-Klassiker wie Cowboy Bebop, Firefly aber auch Freelancer und Borderlands sind als deutliche Einflüsse erkennbar. Der rockige Soundtrack, zum großen Teil aus Songs von Blues Saraceno zusammengestellt, ist stilistisch eine geniale Fusion aus Country, Blues und AC/DC, und eignet sich perfekt um uns in die Stimmung des einsamen Rebellen zu versetzen. Wem das aber nicht zusagt, der kann auch seinen eigenen Musikordner in den Einstellungen einbinden und so seinem eigenen Soundtrack lauschen. Die Story wird keinen Literaturpreis erhalten, funktioniert jedoch recht gut als Antrieb, um uns voranzutreiben.  Rebel Galaxy verspricht nicht zu viel, das was es aber macht, macht es richtig gut – und es macht vor allem Spaß. Wer unbeschwerte, arcadelastige Weltraumaction sucht, ist hier gut aufgehoben. Meine persönliche Wertung daher 9/10. (mh)

    rebelgalaxy