Life Is Strange (Episode 2) – Test / Review

    Nach dem gelungenen Auftakt des Episodenspiels Life Is Strange waren wir sehr gespannt darauf, ob Entwickler Dotnod den hohen Spannungsbogen in Episode 2, die den Untertitel Out Of Time trägt, halten kann. Um es vorweg zu nehmen: Es gelingt nicht nur das, sondern man packt sogar noch eine Schippe drauf!

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    Trailer zu Episode 2 „Out Of Time“

     

    [box_light]Zum Test von Life Is Strange (Episode 1) -> Klick[/box_light]

    Auf die Story dieser zweiten Episode möchten wir gar nicht zu sehr eingehen, denn das würde unweigerlich etliche Spoiler mit sich bringen. Ohne, dass wir zuviel verraten, sei an dieser Stelle gesagt, dass sich der Löwenanteil natürlich um Hauptakteurin Max, ihrer Fähigkeit zur Zeitmanipulation, der noch frischen Freundschaft zu Chloe und den mysteriösen Ereignissen in der Stadt Arcadia Bay dreht. Und über all dem schwebt der große, rote Faden der Geschichte: Was hat es mit dem Verschwinden von Rachel auf sich?

    Bei noch vier verbleibenden Episoden gibt es natürlich auch diesmal wieder nur einzelne Puzzleteile zu entdecken, die sich allmählich zu einem Gesamtkonstrukt zusammenfügen. Oder besser gesagt, es sind kleine Häppchen, die man uns als Spieler vorsetzt und mit denen man uns ganz allmählich füttert, um uns noch mehr Appetit auf die nächsten Spielinhalte zu machen.

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    In ein Coming-Of-Age Spiel gehört natürlich auch ein punkiges Jugendzimmer

     

    Dabei wird schon zum Start dieser zweiten Episode bewusst gemacht, dass jedwede Handlung direkte Konsequenzen nach sich zieht, ja fast schon den Spielverlauf auf den Kopf stellen können. Und wenn sie keine direkte Auswirkung haben, dann in jedem Falle zu einem späteren Zeitpunkt. So zahnen bereits vergangene Ereignisse unmittelbar mit noch kommenden ineinander. In dieser Form ist die Tragweite in anderen Episodenspielen ähnlicher Storyteller neu und extrem spannend, da die Vielzahl an vergleichbaren Spielen auf alternative Dialoge fokussiert ist und weniger den Verlauf der Geschichte mittels Handlung alternierend zulässt.

    Was dabei in Life Is Strange herauskommt, ist trotz aller Mystik ein durchaus realistisches Abbild einer jungen Frau, die mit diesem irren Alltag irgendwie fertig werden muss. Oft genug ist es wirklich ein Müssen, denn ganz wie im wahren Leben stehen Max und dem Spieler so einige unangenehme, fast schon ethische Entscheidungen bevor, die selten erahnen lassen, was wohl daraus resultieren wird. So oder so gibt es selten den einen, richtigen Weg, der keine negative Auswirkung mit sich bringt. Oftmals appelliert das Spiel an unser Gemüt als Spieler. Man muss entscheiden: Lasse ich Vernunft walten? Fairnes? Trügt mein Bauchgefühl? Oder ist es nicht langsam mal an der Zeit, dass der fiese Nathan endlich mal einen vor den Latz bekommt?

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    Egal, was ihr bei diesem Bild denkt: Ihr liegt falsch damit…

     

    Die Zeitspulfunktion kommt in Episode 2 etwas verzwickter zum Einsatz, als dass es noch im ersten Teil der Fall war. Manche Lösungen sind nämlich nicht direkt offensichtlich, erfordern deutlich mehr Hirnschmalz und sind insgesamt betrachtet eine ganze Ecke fordernder geworden. Gut so, damit bekommt Life Is Strange eine etwas unvorhersehbare Komponente.

    In puncto Grafik und Sound hat sich derweilen nichts geändert. Der hübsche Zeichenstil ist weiterhin sehr ansehnlich und untermalt das melancholische Geschehen passgenau. Die Locations werden etwas weitläufiger mit der Zeit und bieten damit genug Möglichkeiten, seiner Spürnase freien Lauf zu lassen. Etwaige Sammelitems und neue Einträge im Tagebuch sind der Lohn dieser Mühen.

     

    Fazit

    War das Niveau in Episode 1 schon recht hoch, legen Dotnod mit Episode 2 von Life Is Strange sogar noch eins oben drauf. Die Balance zwischen nervenaufreibender Sequenzen und purer Entschleunigung liegen fast perfekt in der Wage und sorgen für ein ausgeglichenes Spielerlebnis. Der vielleicht größte Pluspunkt ist die Verzahnung der zu treffenden Entscheidungen mitsamt ihrer späteren Konsequenz.

    Nach Episode 1 war ich von Life Is Strange angefixt, aber jetzt fieber ich der dritten Episode so richtig entgegen!

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur