Legends of War

    Die Auswahl an Rundenstrategie Spielen ist für Konsoleros ein stiefmütterlich behandeltes Genre. Umso erfreulicher ist es, wenn sich jetzt mit Legends of War ein Spiel dazugesellt, dass Rundenstrategen voll bedienen soll. Wir haben uns auf die Spuren von General Patton gemacht und unser Ergebnis zu Legends of War erfahrt ihr hier in unserem Test

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    Frankreich, 1944. Der Zweite Weltkrieg tobt in vollem bestialischen Ausmaß an allen Fronten. In Legends of War schlüpft der Spieler in die Rolle des legendären General Patton, dem durch sein strategisches Geschick eine Schlüsselrolle an der westlichen Gefechtszone nachgesagt wird. Dabei will das strategische Können unter Beweis gestellt werden, denn in insgesamt 21 Missionen führt unser Weg von der Normandie bis nach Bastogne.

    Die erwähnten 21 Missionen unterteilen sich in 4 Typen: Angriff, Verteidigung, Sabotage und Infiltration. Während die ersten beiden selbsterklärend sind, geht es in den letztgenannten darum, unbemerkt von A nach B zu gelangen und weniger auf Waffengewalt zu setzen. Um das jeweilige Missionsziel zu erreichen, steht ein üppiger Pool aus 14 verschiedenen Einheiten bereit, von denen bis zu 8 in den Einsatz ziehen. Vertreten sind dabei normale Schützen, aber auch Bazookas, Sniper und Sanitäter. Weiterhin gibt es einen kleinen Fuhrpark bestehend aus Panzern und Flugzeugen.

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    Kernelement von allen Strategiespielen ist natürlich, die einzelnen Einheiten geschickt gegen den Feind ins Feld zu ziehen. So auch in Legends of War, das vielzitierte Stein-Schere-Papier Prinzip lässt sich bestens auf das Spiel übertragen. Ein einzelner Panzer kann eine ganze Kompanie an Schützen ausschalten, ohne, dass diese ihn ernsthaft gefährden können. Im Gegenzug aber reicht ein Soldat mit Raketenwerfer, um das metallene Ungetüm in seine Einzelteile zerlegen zu können. Dieses Prinzip greift das komplette Spiel über und entscheidet letztlich über Erfolg oder Niederlage.

    Das und die Auswahl des Trupps, den man für jeden Einsatz individuell zusammenschustern darf. Wo sich Angriff und Verteidigung recht ähnlich spielen in Bezug auf die Konstelation der Truppe, sind bei Infiltration und Sabotage viel mehr Kommando-Einheiten und Scharfschützen gefragt. Heimlichkeit und flinke Füße sind von Nöten, denn mit zu viel veranstaltetem Lärm rücken die grau-uniformierten Soldaten der SS gleich scharenweise an. Und das hat letztlich ein Scheitern der Mission zur Folge.

    Hätte Legends of War nicht eine ganze Reihe an Macken, dann wäre das Spiel eine richtig gute Wahl für Strategen. Aber es gibt gleich reihenweise diese kleinen, fiesen Spielverderber.

    Es beginnt schon mit der Einsatzbesprechung, die monotoner kaum sein könnte. In unspektakulären Briefings jagen wir von einem Einsatz zum nächsten, wobei sich die Beschreibung auf eine reine Masse an Text begrenzt. Das ist zwar zwecklich, aber bringt im Jahr 2013 auch einen gewissen Gähn-Faktor mit sich.

    Was in den Briefings total fehlt ist eine Beschreibung der Gegner. Man weiß also nie, was uns in der nächsten Mission an Feinden gegenübersteht. Kommen Panzer oder nur Fußsoldaten? Nehme ich lieber mal 2 Bazooka mit oder doch lieber einen Sani mehr? Wenn man sich jetzt nochmals an das eben erwähnte Stein-Schere-Papier Muster erinnert, dann kann das nur eins zur Folge haben: Try & Error. Darauf läuft es dann eben hinaus, man stellt seinen Trupp zusammen, um dann innerhalb der Mission zu merken, dass man mit einer anderen Kombination viel effektiver unterwegs gewesen wäre. Also neustarten.

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    Auch die Handhabung innerhalb des Spiels ist eher umständlich gelöst. Die Kamera ist etwas fummelig und zoomt für unseren Geschmack zu wenig, hier wäre etwas mehr Weitsicht, sprich Übersicht, eine tolle Sache gewesen. Sobald man der Sache mit der Steuerung aber Herr geworden ist, lassen sich Zugfehler vermeiden und unsere Einheiten gehorchen den Befehlen. Gut gelungen ist der Geh- und Schussmodus. Jede Einheit zählt zwei Balken für Bewegungen und Aktionen. Durch die getrennte Zählung kann also eine Einheit bewegt werden, nimmt dann den Feind unter Beschuss und darf anschließend wieder in Deckung gezogen werden. Das Manöver funktioniert flüssig und auch der Gegner greift darauf zurück, der Spannungsbogen wird dadurch definitiv gesteigert.

    Bei der Bewegung fällt ins Auge, dass die Körperhaltung der Soldaten keinerlei Unterschied bei der Zuggeschwindigkeit macht, sie bleibt jederzeit gleich, egal ob in Hocke oder aufrecht. Hö? Das und noch ein paar weitere Punkte sorgen dafür, dass das Realitäts-Gefühl auf der Strecke bleibt. Waffen getöteter Soldaten können nicht aufgehoben werden, Einheiten auf Anhöhen bekommen keinerlei Boni und auch eine Anzeige, wie hoch denn überhaupt die Trefferwahrscheinlichkeit ist, fehlt ersatzlos.

    Den negativen Höhepunkt bildet die Spielphysik – es gibt nämlich keine gescheite. Das heißt in der Praxis, dass die Umwelt in keiner Weise zerstört werden kann. Gerade ein solches Feature könnte doch für ganz neue taktische Tiefe sorgen. Und es wirkt schon fast amüsant, wenn ein tonnenschwerer Tiger Panzer an einer Holzkiste scheitert und sich an ihr verkeilt, als sei sie aus dickstem Beton.

    Anhand der vielen Schwierigkeitsgrade kommen sowohl Einsteiger, als auch erfahrene Strategen auf ihre Kosten. An der KI, die eigentlich ganz OK agiert, ändert eine Änderung im Schweregrad jedoch nichts, viel mehr sind die Feinde schlicht schusssicherer und stecken mehr Treffer weg.

    Im Anschluss an jede erfolgreiche Mission gibt es Skillpunkte, die wir in unseren virtuellen Patton stecken dürfen. Hier gibt es die übliche Kost, es lassen sich z.B. Effizienz und Durchhaltevermögen der eigenen Soldaten dadurch verbessern. Mit denen wird man übrigens nie so wirklich warm, wie man es aus XCOM oder Jagged Alliance kennt. Irgendwie sind sie alle ersetzbar und den Gefallenen trauert man kaum eine Träne nach.

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    Fazit

    Schade, da wäre doch mehr drin gewesen. Mit Slitherine und Enigma sitzen eigentlich 2 Firmen am Steuer, die über Erfahrung im Strategie Genre verfügen und trotzdem will Legends of War nicht so recht zünden. Dafür sorgen die vielen kleinen Fehlerteufel in der Logik, die vor allem das Gefühl von Realismus bereits im Keim ersticken. Und auf die Frage, warum man dem Spiel keine passable Physik spendierte, werden wir wohl keine Antwort bekommen. Alles in allem sollten hier nur Spieler zugreifen, die Rundenstrategie lieben und mit den Macken des Spiels leben können.

    Unser Bericht basiert auf der Spielversion für Playstation 3. Legends of War ist ebenfalls für PS Vita, PC und Xbox 360 erhältlich.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur