Grand Ages: Medieval – Test / Review

    Wirtschaftsstarke Spiele begeistern nicht jeden. Hinter Grand Ages: Medieval steckt allerdings noch viel mehr. Fraglich ist nur ob Strategie Genre Fans auf ihre Kosten kommen werden oder doch nur das blasse Gesicht der Händler sehen werden.

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    Wollt ihr die totale Wirtschaft?

    Das klassische Bauprinzip der damaligen Zeit: Die "Regierung" in der Mitte, das Volk außen herum.
    Das klassische Bauprinzip der damaligen Zeit: Die „Regierung“ in der Mitte, das Volk außen herum.

    Im Mitteltalter lief alles ein wenig anders ab. Tagesabläufe waren spontaner und von der heutigen Routine keine große Präsenz. Dafür waren die Schlachten zumeist sehr blutig. Je mehr Schmerz man dem Gegner zufügen konnte, umso stärker und besser das eigene Gefühl. Grand Ages: Medieval stellt einen gewissen Mix aus Port Royal und geflissentlich strukturierten Strategie Inhalten.

    Von dieser Nerven zerreißenden Spannung bleibt unter dem Strich leider nur wenig übrig. Wir möchten keine abschweifenden Spiele Vergleiche anstellen. An und für sich muss nicht einmal der Vergleich zu Port Royal hergestellt werden, einer der vergangen Spiele Hits der Macher. Für die Spiele Entwicklung war ohnehin ein anderer Weg vorgesehen und dafür gibt es beispielsweise zu wenig Waren und Handelsmöglichkeiten. Gerade mal 20 unterschiedliche Artikel stützen den Wirtschafts-Strategen. Jede Stadt darf einen Händler ihr eigen nennen. Diese transportieren mit ihren Handelskarren die Waren von A nach B.

    Dafür stehen dem Spieler 2 Möglichkeiten zur Verfügung:

    Die Warenübersicht und die Möglichkeit in einer Stadt sowohl Ein-, als auch zu Verkaufen. Jede Menge Bares erwirtschaften um noch mächtiger zu werden.
    Die Warenübersicht und die Möglichkeit in einer Stadt sowohl Ein-, als auch zu Verkaufen. Jede Menge Bares erwirtschaften um noch mächtiger zu werden.
    • Manueller Handel:

    Die Händler werden direkt gesteuert. Der Konsenz zwischen Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis. Tatsache ist das dies sehr gut funktioniert. Zwingt dabei allerdings eine komplexere Wirtschafterei auf, als so manchen Strategie Fans lieb sein dürfte. Zumal bei zunehmender Anzahl der Städte der Chaos Faktor bei unerfahrenen Handelspartnern mit hohem Potential ansteigt.

    • Automatische Routen:

    Der automatische Handel lässt die Ein- und Verkäufer selbstständig agieren. Sie besorgen günstig Waren und verkaufen sie so teuer wie möglich. Einfach Prinzip und mehr als die Routen festzulegen ist in dieser Stelle nicht nötig.

    Wer auf Erweiterung des Reiches wert legt, sollte sich eine Flotte aufbauen.
    Wer auf Expansion wert legt, sollte sich eine Flotte aufbauen.

    Wir kennen das Prinzip aus dem realen Leben: Italien ist bekannt für seine Weintrauben, muss uns das in Grand Ages: Medieval eher wenig interessieren. Wer beispielsweise eine neue Stadt gründen möchte muss nur auf die lokalen Vorkommen achten. Ansonsten können alle Produktionsstätten an jedem Ort gebaut werden, maximal 5 unterschiedliche Betriebe pro Stadt, dafür von diesen so viele wie gewünscht sind. Der Knackpunkt mitunter. Möglichst gut geplant setzen wir im Laufe der Zeit neue Städte mit unterschiedlichen Vorkommen.

    Mit der stets präsenten Gefahr eines Überfalls wird hier auch für den kleinen Kick gesorgt. In der Tat sollten die automatisch zugewiesenen Routen strenger Kontrolle unterliegen. Wer die lasche Handhabung lieber mag, wird zunehmend häufiger materielle Einbußen erleiden. Denn natürlich werden die Karawanen gerade bei Upgrades und damit mehr Karren, mehr Materialien die transportiert werden können, attraktiver für Diebesgesindel.

    An dieser Stelle möchten wir gesagt haben: Die Umsetzung und damit die eigentliche Minimierung des sogenannten Micromanagements ist gut gelungen. Wer es tiefgründiger haben möchte steuert den Handel ganz einfach manuell.

    Starke Soldaten, scharfe Waffen

    Konzeptionell positiv gestaltet sich die Kampagneneinführung. Über Handel wie auch Militär erhält man eine Einweisung in die wichtigsten Grundelemente… könnte man sagen, insofern anschließend tiefere Potenz angeboten wird.
    Zwar startet das Mittelalter Spektakel mit großen Andeutungen, lässt aber schon nach relativ kurzer Zeit nach. Militärische Stärke besinnt sich lediglich auf die grobe Masse. Wer mehr Soldaten auf das Schlachtfeld der Ehre führt trägt den Sieg davon.

    Der Überblick zeigt: Eine gut ausgebaute Stadt. Aber da geht noch mehr.
    Der Überblick zeigt: Eine gut ausgebaute Stadt. Aber da geht noch mehr.

    Leider lassen sich die Kämpfe nicht direkt steuern. Was im Nachhinein, genau wie die Handelsrouten, ein flaues Gefühl im Magen hinterlässt. Die Soldaten werden grundlegend nur ausgewählt und auf der Karte bewegt. Die eigentlichen Schlachten laufen von alleine ab… zum Glück denn dieses Chaos würde ohnehin niemand kontrollieren können.

    Auch wenn die Absichten der Entwickler auch an dieser Stelle gut umgesetzt wurden, hätten wir uns an dieser Stelle doch etwas mehr Einflußnahme gewünscht. Immerhin: Es gibt unter dem Strich 16 verschiedene Einheitentypen – sieben Infanterie-, drei Schützen-, fünf Reiter- sowie zwei Kriegsschiffklassen. Acht der Landeinheiten dürfen wir allerdings nur in bestimmten Gebieten ausheben; Ritter zum Beispiel nur in Frankreich und Polen. Historisch begründet ist das nicht, sondern eher wie eine weitere Brettspielregel.

    Das gerade die Belagerungen das meiste Kopfzerbrechen verursachen liegt an mehreren Dingen:

    • Ausfallende Truppen können unseren Belagerungsring durchbrechen
    • Militär muss immer mit Finanzen und den obligatorischen Nahrungsmitteln versorgt werden. Ansprechpartner hierfür ist immer die nächst gelegene Stadt.
    • Gut ausgebaute Städte sind ein wahrer Segen für den eigenen Reichtum. Weiterhin würden sie ja einen fortsetzenden Handelspunkt im globalischen Sinne dienen.

    Der große Spielplatz: Die Welt

    Grand Ages: Medieval ist mit zwei möglichen Spielmodi startbar. Eine Kampagne, welche nach Abschluss in ein freies Spiel übergeht oder eben gleich Letzteres. Wobei wir hier besonders von der Vielzahl der Einstellungen erfreut sind.
    So musst nicht zwingend die gesamte Weltkarte bespielt werden sondern können auch einzelne Regionen in Betracht gezogen werden. Mit menschlichen oder KI Spielpartnern zwischen 1 und 8 Stück geht es in den Multiplayer Spaß.

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    Die Übersicht über eine Stadt. Links unten haben wir die Gebäude. Gehen wir beispielsweise auf den Gasthof...
    Die Übersicht über eine Stadt. Links unten haben wir die Gebäude. Gehen wir beispielsweise auf den Gasthof…
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    ... können wir dort unter anderem Siedler und Händler ordern. Karren hinzukaufen oder mit Tesselatus eine Herausforderung für ein Gesellschaftsspiel annehmen.
    … können wir dort unter anderem Siedler und Händler ordern. Karren hinzukaufen oder mit Tesselatus eine Herausforderung für ein Gesellschaftsspiel annehmen.
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    Die Kampagne wirkt – vermutlich am besten beschrieben – wie der klassische Heldenfilm. Gutmütiger Kaufmann, sucht die echte Liebe und irgendwo auch die ein oder andere Schlägerei. Das wir mit dem Storymodus ungefähr 12 Stunden zu tun hatten liegt teils auch an den schwierigeren Aufgaben.
    Als Beispiel: Ränge hängen vom zusammen gerechneten in Anspruch genommenen Gebiet ab. Kurz heißt das: Entweder werden neue Städte aufgebaut oder eingenommen oder alternativ bestehende ausgebaut, damit die Bevölkerung ihren Zuwachs erfährt und damit eben auch mehr Platz benötigt wird.

    So ansehnlich wie die Karte auch ist, bemerken wir das stets muntere Treiben in unseren Produktionen. Immer. Also selbst wenn diese gerade aus Materialmangel in den Belegschaftsurlaub gehen könnten, sieht es so aus als hätte die gesamte Weltwirtschaft bei uns ihre Aufträge plaziert.

    Fazit

    Mit Grand Ages: Medieval wurde das Spiel ins Leben gerufen welches man haben wollte. Zwar spielt sich für dies für uns als „etwas weniger wie vermutet“, dennoch ausreichend genug um zumindest oder vielmehr mindestens innerhalb der Kampagne unseren Spaß gehabt zu haben. In die „Freien Spielen“ sollte man sich nach Möglichkeit doch eher menschliche Zeitgenossen holen. Genre Fans im wirtschaftlichen Sinne dürfen hier durchaus zugreifen, auch wenn die Komplexität sich in Grenzen halten wird -liegt aber wie schon erwähnt genau im Planungsfeld der Entwicklung. Strategie Fans sollten hier mit Bedacht wählen, da der militärische Part längst nicht so tief ausgebaut ist.

    Mit Game2Gether habe ich vor einigen Jahren meine ersten Erfahrungen im Bereich "Spiele Redakteur" gesammelt. Mit diesem Team konnte ich weiterhin darauf aufbauen und aus einem Hobby eine kleine Berufung entstehen lassen. An dieser Stelle: Danke dafür! Heute spiele und arbeite ich, mit eigenem Projekt im Hintergrund, Hand in Hand mit diesen Geegs zusammen und freue mich besonders über die internationale Community, die sich dank manchen Projekten und mehrsprachigen Artikeln eingefunden hat.