Game of Thrones [Kapitel 1] – Test / Review

    Weitab von Vergewaltigungen und Ausnutzung des weiblichen Daseins, dafür ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Tod und einer möglichen Entscheidung zugunsten unseres Hauses.

    Herzlichen Dank geht an Telltale Games für die Bereitstellung des Spielekeys.

    Game of Thrones Logo

    Sterben müssen wir alle

    Das Telltale Abenteuer beruht auf der immens erfolgreichen TV-Serie „Game of Thrones“ und der Bücherabhandlung „A Song of Ice and Fire“. Wir dürfen ein halbes Dutzend Protagonisten steuern, eine wirkliche Beziehung lässt sich aber zu keinem aufbauen. Dafür sorgen unter Anderem Logiklücken, unnachvollziehbare Handlungsweisen und mehrere Tode der wichtig erscheinenden Personen in Bezug zum Hause Forester. Wer kennt nicht das Sprichwort: „Wer nicht gerettet werden will, soll nicht aufgehalten werden.“

    Die Familie Forester hat es nicht leicht. Nachdem der eigentliche Anführer verloren zu sein scheint, wird auch der heranwachsende Erbe mit purer Gewalt dahingestreckt.
    Die Familie Forester hat es nicht leicht. Nachdem der eigentliche Anführer verloren zu sein scheint, wird auch der heranwachsende Erbe mit purer Gewalt niedergestreckt.

    Damit geht ein Wiederspielfaktor einher, der Hartgesottene das erste Kapitel mindestens ein zweites Mal spielen lässt und dann auf eine Art und Weise, die genauso irreführend ist, wie die manche Charaktere. Auch ohne ausgefeiltes Gameplay. Nach The Wolf Among Us und The Walking Dead hätten wir zwar anderes erhofft, aber Game of Thrones enttäuscht, auch wenn es von den üblichen Maschen der sexuellen Erzwingung und Nötigung abweicht. Hier ist mehr (unlogischer) Verstand gefragt, als alles andere.

    Eine Stütze: Ihr kennt die Fernsehserie oder die veröffentlichten Bücher… ansonsten steht bezüglich der Charaktere und ihrer Verhaltenweise eher ein Fragezeichen über dem Kopf und damit holt man sich weder Loot, noch interessante Aufgaben ab. Somit fällt es schwer, dem eigentlichen Leiden der einzelnen Personen beizuwohnen und ihre missliche Lage zu verstehen und mit größerem Interesse, als einem Loch im Zaun, nachzugehen.

    Lang isser, aber das hat nichts mit Sex zu tun

    Ungefähr 12-13 Stunden hat uns das komplette erste Kapitel zu Game of Thrones beschäftigt. Während dieser Zeit meist mit sehr langatmigen Dialogen, in denen die elementaren Charaktere des Hauses Forester blass erscheinen. Neben dem fehlenden Wortwitz, den man vergleichsweise sucht, wie die Nadel im Heuhaufen, wirken sie neben den eigentlichen Verbrechern und bösen Buben wie kleinkarierte Insassen einer Besserungsanstalt.

    Es gibt jemanden der aus allen Handlungen hervorsticht, aber nie wirklich eine Wende herbeiführen kann. Die Familie trauert um ihn... zumindest bei der entsprechenden Entscheidung.
    Es gibt jemanden, der aus allen Handlungen hervorsticht, aber nie wirklich eine Wende herbeiführen kann. Die Familie trauert um ihn… zumindest bei der entsprechenden Entscheidung.

    Dennoch vermag das erste Kapitel von Game of Thrones uns während der Testzeit auch den ein oder anderen Schauer über den Rücken zu jagen. Gänsehaut bar des Gedankens der Rache, was unserem Hause angetan wurde. Das große Problem hierbei: Viele gewichtige Entscheidungsmomente laufen einfach ins Leere. Ob ein Dieb nun Gerechtigkeit oder Milde erfährt, ist genauso zweitrangig, wie die Wahl zwischen einem diplomatischen oder aggressiven Verhalten gegenüber dem Lehnsherrn eurer Spielfigur.

    Erst die letzten Kapitel wissen hier um ihr Problem und versuchen daraus auszubrechen. Das Endresultat: Jede Entscheidung kann dramatische Veränderung in den Geschehnissen bewirken. Allerdings erleidet das Spiel am Ende einen Cliffhanger, wie in seinerzeit nur das erste Kapitel von „The Walking Dead“ erlitten hat und kann nicht nur Zwecks aufklärender Fortsetzung zweifelsohne darauf schließen: Ein zweites Kapitel ist eingeplant. Wir berichteten darüber. Wann dieses erscheint, ist aber noch nicht sicher, eine offizielle Aussage hierzu gibt es bislang nicht.

    In jedem Fall muss sich hinsichtlich der Entscheidungen vieles ändern. Die stellenweise auftretenden Handlungen und spontanen Wendungen dienen bislang lediglich der dramatikalischen Zuspitzung in der Geschichte. Dennoch werden eigentlich tödliche Verwundungen erstmal ignoriert und Darsteller kämpfen unverdrossen weiter.

    Frauen unter sich. Das kann in in der Szenerie von Game of Thrones nicht gut enden. Und so stellt sich heraus das nur eine einzige Familie etwas bedeuten wird. Und das wird niemals die von Zoffen sein.
    Frauen unter sich. Das kann in in der Szenerie von Game of Thrones nicht gut enden. Und so stellt sich heraus, dass nur eine einzige Familie etwas bedeuten wird. Und das wird niemals die von Zoffen sein.

    Atmosphäre… sie existiert

    Das düstere Flair der Spieleumsetzung zu Game of Thrones kommt teils gut rüber. Fans der TV-Reihe erkennen unzählige Details der Serie und dies stellt somit einen brauchbare Begleiterscheinung zur Flimmerkiste dar. Einige harsche Gewaltszenen passen zur Erbarmungslosigkeit der Vorlage, verfehlen aber ihren Effekt: Spieler, die mit Game of Thrones vertraut sind, haben auf der Mattscheibe bereits viel Schlimmeres gesehen und lassen sich so kaum aus der Reserve locken.

    Für weiteres TV-Flair sorgen die Gastauftritte bekannter Serien-Schauspieler wie Peter Dinklage als Tyrion Lannister. Ihre Rollen wirken jedoch zumeist lustlos eingesprochen und aufgesetzt, außerdem knapsen sie den vermeintlichen Hauptfiguren Bühnenzeit ab. Auf ein Äquivalent zu den häufigen Sexszenen und der nackten Haut aus der TV-Show hat Telltale Games bei Game of Thrones übrigens verzichtet.

    Die gedeckten Farben des Spiels passen zum Szenario, verschleiern aber kaum die betagte Grafik-Engine. Die staksigen Bewegungen der Charaktere fallen merklich auf, besonders in vermeintlich rasanten (und häufigen) Action-Sequenzen. Zudem hat sich Telltale Games für einen bizarren optischen Filter entschieden, der die Ränder von Objekten unschön ausfransen lässt. Texturen wirken unscharf, wie mit Wasserfarben gemalt. In manchen Einstellungen lassen sich zudem auf den Gesichtern der Figuren die Pixel einzeln zählen. Damit rangiert Game of Thrones stilistisch hinter früheren Telltale-Produktionen, wie The Wolf Among Us oder Tales from the Borderlands, deren technische Limitierungen durch einen ausdrucksstarke Comic-Handschrift wettgemacht wurden.

    Fazit

    Was die Spieleumsetzung von Game of Thrones natürlich stützt, ist die starke Lizenz und die Telltale Fans an und für sich. Immer wieder befinden wir uns in der Überlegung der weiteren Vorgehensweise, aufgrund der dramatischen Wendungen und Gegebenheiten, auch wenn die großteils nichtssagenden Gespräche uns teils recht langweilig und sinnlos erscheinen.

    Wer mit der Vorlage nichts anfangen kann oder langsam einen gewissen Übersättigungseffekt in Sachen Telltale bemerkt, kann Game of Thrones bedenkenlos auslassen. Ohne Figuren vom Format von Lee und Clementine erreicht es weder die Emotionalität eines The Walking Dead, noch ist es so unterhaltsam wie das humorvolle Tales from the Borderlands. So bleibt Game of Thrones – zumindest in Staffel 1 – Telltales vorerst schwächstes Episoden-Adventure der letzten Jahre.

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    Spiele sind die ideale Freizeitbeschäftigung. Und irgendwo auch die Möglichkeit sich das Kind im Herzen zu bewahren. [Tätigkeit: Serverleitung (Nitrado) / News / Testberichte]