Far Cry 3

    „Far Cry 2“ hat eindrucksvoll bewiesen, dass ein einziger Designfehler zu einem kleinen Fiasko im Videospielgeschäft führen kann. Wer hat sich damals gedacht, dass es Spaß macht seine eroberten Stützpunkte innerhalb weniger Minuten wieder zu verlieren? „Far Cry 3“ begeht diesen Fehler nicht und eroberte Stützpunkte bleiben dauerhaft in eurem Besitz. Ob „Far Cry 3“ noch mehr zu bieten hat als einnehmbare Stützpunkte und ob sich ein Kauf lohnt, lest ihr in unserem Review.

    Ein albtraumhafter Urlaub

    Jason und seine Freunde machen Urlaub auf dem idyllischen Rook Island. Sie feiern, sie haben Spaß und sie machen zuletzt einen Fallschirmsprung mit Folgen… Der Fallschirmsprung spült sie direkt in die Hände von Vaas, einem psychisch gestörten Anführer der dort ansässigen Piraten. In einer äußerst beklemmenden Anfangssequenz, versucht ihr mit eurem Bruder aus dem Lager zu verschwinden. Er hat keine Hemmungen einen Piraten zu töten um euch zu befreien und Jason steht dadurch kurz vor einem hysterischen Anfall. Doch die Flucht läuft nicht wie geplant…

    Vor allem in der Anfangszeit waren wir zwischen unseren Gefühlen hin- und hergerissen. Der langsame Werdegang von Jason als einem Pazifisten zu einem Killer der Spaß am Töten hat ist eindrucksvoll in der Geschichte wiedergegeben. Die Story glänzt mit ein paar tollen Wendungen und sie schreckt auch nicht davor zurück einige heftige Szenen zu zeigen. Ihr werdet euch während der Einzelspieler-Kampagne mehr als einmal fragen, ob ihr Spaß an dem Töten von mehreren hundert Piraten haben dürft. Vaas ist einer der besten Videospielbösewichte den wir seit langem sehen durften und auch die anderen Charaktere sind äußerst realitätsnah. Jede einzelne Figur könnte den Charakter eines echten Menschen wiederspiegeln.

    Überlebenstipps

    Rook Island hat neben einigen schießwütigen Piraten noch viel mehr zu bieten. Das ausführliche Herstellungssystem erinnert stark an Rollenspiele und ihr könnt euch dadurch einige äußerst sinnvolle Verbesserungen herstellen. Gesammelte Pflanzen auf der Insel können beispielsweise für Spritzen benutzt werden, die eure Lebensenergie wiederherstellen. Oder ihr geht auf die Jagd nach Tieren um mit dem richtigen Leder größere Brieftaschen herstellt um mehr Geld bei euch zu tragen oder um neue Gurte herzustellen um eine weitere Waffe aufnehmen zu können.

    Dies sind nur wenige Beispiele für die vielen verschiedenen Verbesserungen die ihr euch nach und nach freispielen könnt. Neben diesen Zeitvertreiben gibt es noch Funktürme und Wachposten die ihr einnehmen könnt, Nebenmissionen deren Punktzahl ihr manchmal mit euren Freunden vergleichen könnt und es gibt auch Sammelgegenstände die auch zum Beispiel ein paar spannende Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg erzählen.

    Das Rollenspiel steckt im Tattoo

    Neben den oben erwähnten Verstärkung durch neue Gegenstände, gibt es auch ein Levelsystem. Durch Tötungen und für das Erfüllen von Missionszielen bekommt ihr Erfahrungspunkte die euch langsam im Level aufsteigen lassen. Für jedes Level könnt ihr eine Fähigkeit aus eurem Talentbaum erlernen. Einige Fähigkeiten werden erst nach dem Abschluss einer bestimmten Mission, dem Erwerb weiterer Fähigkeiten oder anderen Vorgaben freigeschaltet. Jede dieser Fähigkeiten bringt euch ein neues Tattoo auf eurem Arm ein und die erspielbaren Talente reichen von der Erhöhung eurer gesamten Gesundheit bis zu der Möglichkeit eure Pistole abzufeuern während ihr an einem Seil herabrutscht.

    Geteilter Wahnsinn ist halber Wahnsinn

    Neben der beeindruckenden Einzelspieler-Kampagne gibt es auch eine Koop-Kampagne die ihr entweder online oder lokal im Splitscreen-Modus spielen könnt. Die Koop-Kampagne kann nicht im Geringsten mit der hervorragenden Einzelspieler-Kampagne mithalten. Ihr dürft euch hier nur in abgegrenzten Bereichen aufhalten und müsst meistens gegen viele Gegner um euer Leben kämpfen. Die Aufgaben und die Gegneranzahl sind auf vier Spieler ausgelegt und diese verringern sich nicht wenn ihr mit weniger Mitspielern in die Schlacht zieht. Dadurch geht vor allem bei kleineren Gruppen der Spielspaß flöten, da ihr euch immer nur ganz langsam vorarbeiten könnt. Die kurz erzählte Geschichte und die platten Stereotypen von spielbaren Charakteren dürften nur wenige von euch zu weiteren Spielsessions motivieren.

    Was wäre der Multiplayer ohne kompetitive Spiele? Genau, gar nichts und deshalb gibt es in „Far Cry 3“ mehrere verschiedene Modi die sich im Grunde in Deathmatch und Capture the Flag einteilen lassen. Ihr müsst zwar beispielsweise in Feuersturm erst zwei Depots eurer Gegner verbrennen und vor ihnen beim rettenden Funk sein um das Spiel zu gewinnen, aber dies ist eigentlich nur ein modifiziertes Capture the Flag. Auch im Multiplayer gibt es ein Levelsystem mit dem ihr euren Charakter und vor allem eure Waffen verbessern könnt. Diese kleinen Stärkungen können den Spielverlauf entscheidend beeinflussen und wir hoffen, dass Ubisofts Matchmaking-System stärkere und schwächere Spieler fair in die einzelnen Teams verteilt. In unseren Multiplayer-Spielen ging es immer knapp zu und dort waren die beiden Teams fair eingeteilt.

    Mitten im Spiel

    Die englische Synchronisation ist unglaublich gut gelungen und im Zusammenspiel mit dem passenden Soundtrack, der in Schussgefechten ordentlich an Fahrt aufnimmt, werdet ihr mitten ins Spiel hineingezogen. Schade ist nur, dass die deutsche Synchronisation von vielen hochkarätigen Synchronsprechern gesprochen wird, aber die Lippen teilweise extrem asynchron sind. Durch die Asynchronität und die schlechtere Qualität der Sprachleistung würden wir jedem von euch die Originalfassung ans Herz legen. Die Grafik kann auf dem PC und den Konsolen überzeugen, doch es gibt einige Abstriche auf den Konsolen. Es kommt dort zu deutlichem tearing, Details müssen lang nachladen und die Bildraten können kurzzeitig einbrechen. All diese Probleme gibt es nicht auf dem PC und dort ist auch die Grafik um einiges besser. Daher empfehlen wir euch die PC-Fassung, falls ihr einen hochgezüchteten Computer zu Hause stehen habt.