Lilly Looking Through – Test

    Wenn wir Lilly Looking Through mit 3 Adjektiven beschreiben sollten, dann wären das bezaubernd, niedlich und zuckersüß. Warum wir das tun würden, das erfahrt ihr hier in unserem Test von Lilly Looking Through!

    Point & Click Adventures erleben seit einiger Zeit eine Renaissance. Dazu müssen wir in erster Linie Daedalic Entertainment und Headup Games danken, denn beide Publisher liefern fleißig neues Material für das schon fast totgeglaubte Genre und wir werden immer wieder aufs neue für einige Stunden bestens unterhalten.  Mit Lilly Looking Through liefern Headup Games jetzt ein weiteres Spiel, das sich in die lebhafte Reihe dazugesellt und abschließend müssen wir einfach eingestehen, dass es eins der süßesten Click-Adventures der letzten Jahre ist.

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    Lilly knackt jedes Rätsel

    Lilly und ihr kleiner Bruder erforschen einen mysteriösen Wald, als sie einen unscheinbaren roten Schal finden. Von diesem magisch angezogen entpuppt er plötzlich ein Eigenleben, umwickelt den Bruder und trägt ihn mit dem Wind fort. Natürlich macht sich Lilly sofort auf die Suche nach ihrem Bruder und entdeckt wenig später eine geheimnisvolle Brille…

    Lilly Looking Through ist ein klassisches Point & Click Adventure. Mit der Maus navigieren wir über den Bildschirm und verteilen per Klick die üblichen Befehle. Zur Orientierung können wir auf 2 Zoomstufen zurückgreifen, von der im Spielfluss die herausgezoomte Variante deutlich mehr Überblick verschafft und somit auch mehr zum Tragen kommt. Sammeln wir unterwegs Gegenstände ein, landen sie im Inventar und sind immer nur für die derzeitige Szene nutzbar. Ein Inventar über den Bildschirm hinaus gibt es folglich nicht. Gelegentlich wird der knuffige Rätselspaß dadurch aufgelockert, dass man die Umgebung mit etwas Farbe auffrischen darf. Dreh- und Angelpunkt des Spiels sind aber nunmal die eigentlichen Rätselchen, von denen es eine ganze Reihe gibt und deren Schweregrad und Komplexität gegen Ende hin auch merklich anzieht.

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    Durchblick dank Brille

    Ein permanenter Begleiter bei der Lösungsfindung ist die erwähnte Brille. Setzt Lilly sich diese auf die Nase, verändert sich die gesamte Umgebung. Während die Welt im Jetzt eher düster und trist gestaltet ist, wird sie mit der Brille einige Jahre in der Zeit rückversetzt. Damals schien alles noch in Ordnung, alles strahlt und blüht. Diesen Zeitwechsel benötigt man im Spiel entsprechend oft, um der Lösung auf die Schliche zu kommen. Ein Beispiel:

    In der Vergangenheit findet Lilly in einer Szene einen Setzling und pflanzt diesen in die Erde. Ohne Brille und dadurch Jahre später ist aus dem Keim ein prächtiger Baum gewachsen.

    Wer hängt, den lässt das Spiel nicht sitzen. Auf Wunsch gibt es eine Hilfestellung und benötigte Rätselelemente werden farblich markiert. Auf diese Hilfe(n) kann und sollte man aber möglichst verzichten, da man sich selbst ein großes Stück vom Spielspaß nimmt.

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    Grafisches Prachstück

    Grafisch wirkt Lilly Looking Through wie aus einem Guss und sieht phantastisch aus. Die handgezeichneten Hintergründe, die putzigen Animationen, moosbedeckte Steine auf der Erde, tolle Licht- und Schatteneffekte … das alles trägt zum stimmungsschweren Ambiente bei mit einem Hang zur Melancholie. Auf eine Sprachausgabe hat man verzichtet, dennoch sammelt der sehr sphärische Soundtrach den nächsten Pluspunkt.

    Fast schon überflüssig zu erwähnen ist die tolle Aufmachung, die Heaup Games allen Spielen widmet. Lilly Looking Through kommt in einer schicken Box daher und die Inhalte sind wie immer klasse: Das Spiel auf Disk, ein zusätzlicher Steam-Key, ein feines Poster und ein paar Postkarten runden den kleinen Geniestreich perfekt ab.

    Bei all der Lobhudelei hat Lilly Looking Through doch einen entscheidenden Nachteil: Es ist zu kurz! Bei einem solch grandioses Spiel ist es schon ärgerlich, wenn nach 3-4 Stunden Spielzeit schon wieder der Vorhang fällt. Und dann serviert man uns auch noch ein offenes Ende, das ist richtig fies. Und zeitgleich aber schürt es die Lust nach der nächsten Episode mit Lilly nur noch mehr. Von daher: Bitte schickt schnell die nächste Episode hinterher.

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    Fazit

    Lilly Looking Through ist ein einzigartiges Erlebnis. Ein Point & Click Adventure, das unglaublich süß ist, vom Start weg fesselt und dem man an Ende eine kleine Träne hinterherweint. Wenn es ein Spiel gibt, dass die Brücke zwischen Videospiel und Kunstwerk schlägt, dann ist Lilly Looking Through ein ganz heißer Kandidat dafür. Einziges Manko: Der Spaß ist zu schnell auch schon wieder vorbei. Aber das ist tatsächlich der einzige Kritikpunkt an Lilly Looking Through. Wer Point & Click mag, sich über das hinaus noch auf ein phantastisches Abenteuer einlassen kann, der wird Lilly lieben!

    Für 20€ erhält man die Box mit allen Bonusinhalten über Amazon.de oder für 8,99€ die digitale Version über Steam. Dort ist Lilly Looking Through ebenfalls als Demo erhältlich.

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur