Ecotone

    Ihr kennt sicher noch die Tüte Colorado aus dem Hause Haribo, die Älteren unter euch sogar noch beworben von Thomas Gottschalk. Es ist eine bunte Mischung aus vielen Süßigkeiten, von denen einige auch ziemlich gut sind. Leider sind bei der Colorado-Tüte aber auch die guten Stücke oft in zu kleiner Anzahl vorhanden, und der Rest ist mit schwarzer Schei…ähm, also Lakritze verseucht. Ein bisschen so kann man sich Ecotone vorstellen.

     

    Ecotone hat einen sehr interessanten Stil
    Ecotone hat einen sehr interessanten Stil

    Ecotone ist ein Indie-Plattformer, der verschiedenste Elemente aus der Geschichte der Plattformer in sich vereint. Jedes Level hat ein eigenes Thema betreffend der Spielmechanik. Das eine Mal ist die Steuerung umgedreht, das andere Mal steuert man eine zweite Figur, mal verfolgt man jemand, mal verfolgt einen der Wall of Death und noch vieles mehr. Wem das alles bekannt vorkommt, der hat schon den einen oder anderen Plattformer gespielt. Darin liegt auch Ecotones größte Stärke…und seine verheerendste Schwäche. Während viele Spiele oft eine einzigartige Mechanik als Unique-Selling-Point verwenden, geht Ecotone einen anderen Weg. Nahezu alles, was schon in einem Plattformer als Mechanik verwendet wurde, wird in Ecotone wieder aufgegriffen. Allerdings nur für ein Level. Danach ist wieder ein anderes Thema dran. Das ist definitiv abwechslungsreich und teils interessant umgesetzt. Es bedeutet aber auch, dass interessante Mechaniken praktisch ungenutzt bleiben, während wiederum andere Mechaniken, die man vielleicht schon in anderen Spielen gehasst hat, einen am Beenden des Levels hindern. Hinzu kommt, dass einige Level schlicht und einfach schlecht ausbalanciert wurden. Man kann durchaus lange in manchen Levels hängen bleiben, bloß weil es nur einen Weg gibt, das Level zu beenden. Und dieser Weg ist nicht immer leicht herauszufinden.

    Die Anforderungen an jedes Level sind unterschiedlich
    Die Anforderungen an jedes Level sind unterschiedlich

    Grafisch ist Ecotone ein sehr einfaches, wenn auch angenehmes Spiel. Es bietet einige schöne Elemente sowie einen einzigartigen, fremdartigen Stil. Allerdings wird es auf die Dauer eintönig, es gibt verhältnismäßig wenige Variationen zwischen den Leveln. Effekte gibt es fast keine, was der Übersichtlichkeit zugute kommt. Zusammen mit dem sehr minimalistischen Sounddesign erzeugt das Spiel in seinen besten Momenten eine fast hypnotische Stimmung. Uns ist allerdings aufgefallen, dass sich der Sound nicht in der Lautstärke anpassen, sondern nur an oder abschalten lässt. Ob dies einen technischen Hintergrund hat, können wir nicht beurteilen, es hinterlässt aber keinen großartigen Eindruck was die technische Umsetzung angeht. Gleiches gilt für die Tatsache, dass man das Spiel praktisch nicht konfigurieren kann. Dies mag wie das Genöle der verwöhnten PC-Spieler klingen, ist aber dennoch ein Negativpunkt, der einer Erwähnung bedarf.

    Manche Levels sind nicht leicht zu verstehen
    Manche Levels sind nicht leicht zu verstehen

    Der Umfang des Spieles ist ebenfalls nicht allzu groß. Es werden 3 Welten mit diversen, aber fast immer sehr kurzen Leveln geboten. Die Länge ergibt sich eher aus dem Teilweise doch argen Rumprobieren und dem sehr schwankenden Schwierigkeitsgrad. Manche Level hat man in weniger als einer Minute erledigt, an anderen sitzt man ewig. Gerade dann, wenn mehrere fiese Stellen nacheinander kommen, kann sich das Spiel sehr ziehen und für den Spieler eine Geduldsprobe darstellen. Wenn man getroffen wird, geht’s zurück an den Anfang. Gerade am Anfang mag das Anfänger abschrecken, denn es wird fast nichts erklärt. Was für die Spielfigur gefährlich ist und was nicht, muss man ausprobieren. Auch die jeweiligen Levelziele werden nur in dem Titel kurz erläutert. Das funktioniert meistens erstaunlich gut, kann aber auch teils sehr schwer werden.

    Das Narrativ ist vorhanden, aber sehr abstrakt. Das Spiel erzählt eine Story, aber diese ist minimalistisch erzählt und meistens besteht sie aus den Titeln ergo Missionszielen. Manchmal scheint es auch so, als ob die Story dem Spieldesign geopfert wird, weil die Entwickler noch unbedingt diese eine Mechanik in das Level packen wollten. Auch hier wieder nur ein Spiel für Menschen, die dieses abstrakte und indirekte Storytelling mögen.

    Erklärungen erfolgen minimalistisch
    Erklärungen erfolgen minimalistisch

    Ecotone ist kein einfaches Spiel, und es ist auch nicht einfach zu bewerten. Während man auf der einen Seite ein sehr liebevoll gemachtes Spiel mit teils tollen Ideen und einer angenehmen, wenn auch nicht herausragenden Grafik hat, so muss man auch sehen, dass nur wenig wirklich Innovatives in dem Spiel steckt und das es je nach Niveau des Spielers entweder frustrierend schwer oder frustrierend kurz sein kann. Dazu kommen technische Schwierigkeiten.

    Ecotone bleibt auf jedem Fall im Gedächtnis
    Ecotone bleibt auf jedem Fall im Gedächtnis

    Jeder, der sich schon mit Plattformern beschäftigt hat und der ein fein gemachtes Indie-Spiel würdigen kann, der sollte sich Ecotone anschauen. Es hat nicht die extreme Atmosphäre eines Limbo, den Kuschelfaktor eines Ori oder die Komplexität eines Braid, bringt aber die vorhandenen Elemente gut zusammen und dürfte gerade erfahrenen Spielern kurzweilig Spaß bringen.

     

    Unsere Wertung: 3 von 5 Sternen