Tetris Effect – Test

    Tetris Effect ist mehr als nur das beliebte Klötzchen-Spiel in virtueller Realität. Es ist bewegend, elektrisierend und unfassbar mitreißend. Warum Tetris Effect nichts anderes als unseren Gold-Award verdient hat, das erfahrt ihr hier in unserem Test!

     

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    Das Puzzle-Urgestein

    Seit meiner Kindheit haben mich Videospiele begeistert. Mittlerweile gehe ich stark auf die 40 zu, Tetris selbst ist nur wenig jünger als ich. Vor gut 34 Jahren erlebte das weltbekannte Stapelspiel der 4er-Bausteine das Licht der Welt. Tetris und ich, uns verbindet fast unser gesamtes Leben. Und in nahezu jeder neuen Konsolengeneration erlebt das Spiel eine Neuauflage. Man kann also festhalten, dass Tetris nach wie vor nichts von seiner Begeisterung eingebüßt hat. Ein Spiel, das jedem sofort zugänglich ist, als und jung begeistert und wahrscheinlich auch noch in 30 Jahren für neue Spielsysteme erscheinen wird. Tetris ist das, was man im Grunde als perfektes Videospiel bezeichnen könnte und niemand würde sich dabei auf den Schlips getreten gefühlt.

    Wie, oder besser, warum also sollte man dieses Spiel neu aufpolieren? Die vielleicht simpelste Antwort liefert Sony mit Playstation VR. Man ist kurz davor, die lange Leidenszeit von VR zu beenden, denn man hat irgendwie das Gefühl, dass die virtuelle Realität an einem Punkt angekommen ist, wo sie der breiten Masse zugänglich wird. Tetris Effect könnte für mich mit einer der entscheidenden Gründe sein, das sich VR vollends beim Gaming etablieren wird. Das mögen große Worte sein, wer aber einige Stunden in Tetris Effect verbracht hat, der wird wissen, was ich meine.

    Der kluge Kopf hinter Tetris Effect ist kein unbekannter. Tetsuya Mitzuguchi hauchte bereits einigen bekannten Puzzlespielen seinen eigenen Geist ein, darunter Rez, Child of Eden und Lumines. Mit Tetris Effect ist es ihm gelungen, die DNA des Originals beizubehalten und sie um Klangspektren und Effektexplosionen zu erweitern, dass einem teilweise die Kinnlade offen stehen bleibt. Im besten Falle ist der Spieler bereit, sich fallen zu lassen (nicht wörtlich, setzt euch lieber zum Spielen hin), um sich der Emotionalität des Spiels hinzugeben. Es klingt wie eine Disparität in Reinform: Ein so steriles Spiel wie Tetris kann Emotionen beim Spieler wecken? Ja, Tetris Effect kann das und zwar so sehr, dass man unter der VR-Brille auch mal eine kleine Träne trocknen darf.

     

    Altbekannt und doch so neu

    Dabei ist das grundlegende Spielprinzip gleich geblieben. Die Tetrominos, wie die Bausteine ja eigentlich heißen, fallen von oben langsam herab. Durch geschicktes Drehen und Stapeln versucht man, horizontale Linien zu vervollständigen, worauf sie sich auflösen. Alle Reihen darüber rutschen nach und so versucht man, möglichst viele Punkte zu ergattern. Schafft man es, gleich vier Reihen verschwinden zu lassen, erhält man die höchste Punktzahl, den Tetris. Streng genommen gibt es im Zonen-Modus die Möglichkeit, deutlich mehr Linien zeitgleich zu löschen, aber das ist nur echten Könnern vorbehalten. Tetris Effect lässt sich auch ohne VR-Headset am TV spielen, in Anbetracht der Wucht, die das Spiel aber erst mit eben jenem entfaltet, wird das niemand ernsthaft in Erwägung ziehen. Zieht die Brille über, setzt den Kopfhörer auf die Lauscher und erlebt dieses wahnsinnige Wow-Gefühl.

    Tetris Effect ist im VR-Modus eine audio-visuelle Reise, ein Statement moderner Kunst gepackt in ein Videospiel. Jede Drehung eines Steinchens wird musikalisch untermalt. Jede aufgelöste Reihe endet in einem Effektfeuerwerk. Die Animationen, gepaart mit den perfekten Timings für Ton und Bild, lassen ein fast schon hypnotisches Gesamtkunstwerk entstehen. Beats und Samples sitzen in jedem Moment und es ist dabei egal, ob im Hintergrund harte Elektrotöne oder ein sanftes Jazz-Wirrwarr säuseln. Ihr löscht nicht nur Reihen, ihr komponiert unterwegs eure eigenen Sounds und Songs. In Worte gepackt kann man das Erlebnis von Tetris Effect kaum beschreiben, man muss es selbst erleben. Letztlich ist Tetris Effect ein Experiment, das mancher Gamer vielleicht als kitschig interpretiert, andere hingegen – mich eingeschlossen – die Welt für eine Weile vergessen lässt. Kurzum: Ein Tetris, wie man es so noch nie erlebt hat.

    Da vergisst man fast, dass Tetris Effect über unterschiedliche Spielmodi verfügt. Neu ist z.B. der Zonen Modus. Hierbei füllt ihr mit jeder gelöschten Zeile eine Kreisanzeige. Ist sie gefüllt, lässt sich auf Knopfdruck die Zeit anhalten. Diese nutzt man dann zum Sortieren aller Blöcke, wobei sich diese erst dann aufläsen, wenn man die Zeit weiterlaufen lässt. Neben einer Art Kampagne, bei der es uns durch unterschiedlichste Gegenden dieser Erde zieht, ist dieser Zonen Modus die netteste neuste Facette von Tetris, bei der man immer wieder motiviert wird, auf das Füllen der Anzeige hinzuarbeiten.

     

    Fazit

    Hätte man mir im Vorfeld gesagt, dass in Tetris ein solch wuchtiges Potential schlummert, ich hätte vermutlich müde darüber gelächelt. Einige Spielstunden später bin ich schlauer und muss meinen Hut vor den Machern ziehen. Tetris Effect ist einfach grandios! Die Symbiose aus Farben, Formen und Klängen ist so natürlich, als gäbe es sie schon immer. Tetris Effect ist nicht nur ein Spiel für Grips und schnelle Reaktion, es ist ein Werk, das den Menschen als Ganzen bewegt und alle Sinne anspricht. Die virtuelle Realität war nie ästhetischer als in Tetris Effect, einfach wundervoll!

     

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur