Villagers – Test

    Irgendwann im Mittelalter: Die Pest hat ihre Opfer gefordert. Ganze Landstriche liegen brach. Nahrung und Unterkunft sind knapp, ganz zu schweigen von Luxusgütern.

    Vor diesem düsteren Hintergrund findet Villagers statt, ein trotz der Geschichte fröhlich gehaltenes Draftingspiel von Haakon Gaarder. Wir sind Gründer eines neuen Dorfes und müssen Handwerker in unser Dorf aufnehmen, um eine blühende Wirtschaft aufzubauen und am Ende des Spiels das meiste Gold zu besitzen.

    Erster-Spieler-Marker für Villagers

    Give me your tired, your poor…

    Um das Dorf zu bevölkern, stehen uns zwei Möglichkeiten offen: Wir können einen der Dorfbewohner von der Straße rekrutieren, indem wir ihn einfach nehmen und durch einen neuen ersetzen, oder wir nehmen uns verdeckt einen der Dorfbewohner von einem Reservestapel. Die Straße bietet uns die Möglichkeit, genau das zu rekrutieren, was wir wollen, aber das verdeckte Rekrutieren sollte nicht unterschätzt werden – da wir dank des Kartenrückens die Ausrichtung, wenn auch nicht den genauen Beruf des Dorfbewohners kennen, ist es oft von Vorteil, eher jemanden verdeckt zu wählen, der vielleicht ins Dorf passt, als einen offen liegenden Bewohner, der nur wenig hilfreich ist. In keinem Fall dürfen wir mehr Dorfbewohner rekrutieren, als wir ernähren können.

    Setup für Villagers

    Home Sweet Home

    In der zweiten Phase können wir nun Dorfbewohner von unserer Hand in unser Dorf spielen. Dabei sind wir durch die Menge an Häusern begrenzt – es ist also günstig, Nahrungsproduktion und Häuserbau aufeinander abzustimmen. Nur die Dorfbewohner, die wir tatsächlich ins Dorf gespielt haben, erhöhen unseren Nahrungs- und Gebäudevorrat. Ausserdem verdienen sie während des Marktes Gold und damit Siegpunkte für uns. Sollten wir einen Dorfbewohner überhaupt nicht benötigen, können wir ihn auch kurzerhand umschulen und ihn Holz, Erz oder Heu abbauen lassen. Einige der Dorfbewohner haben zudem gewisse Abhängigkeiten – der Priester zum Beispiel muss regelmäßig beim Kerzenmacher einkaufen, welcher dadurch mehr Einkommen generiert. Wieder andere haben Voraussetzungen, ohne die sie gar nicht arbeiten können. So ist etwa der Versuch, Käse ohne Milch herzustellen, in diesem Spiel leider nicht von Erfolg gekrönt. Gerade diese Produktionsketten sind es allerdings, die besonders viel Gold bringen – ob wir sie verfolgen sollten, ist nur eine der strategischen Entscheidungen, die uns das Spiel abverlangt.

    Villagers: Frühes Dorf

    Kartenidylle

    Das Artwork ist im niedlichen Comicstil gehalten und präsentiert sich farbenfroh und schnell erkennbar. Die Farben geben die Ausprägung des Dorfbewohners an, was es uns erleichtert, schnell einen Überblick über die Spielsituation zu bekommen. Auch thematisch wirkt die Farbtrennung angenehm: Während ein Dorf, das seinen Reichtum aus Nutzholz zieht, in einem wäldlichen Grün daherkommt, überwiegen bei den Schmieden und Bergarbeitern schwarze Kleidungsstücke. Das Spielgeld hingegen wirkt etwas lieblos und besteht nur aus einer Zahl auf einer nahezu unverzierten Pappscheibe – gut erkennbar ist der Wert aber trotzdem.

    Villagers: Spezialisiertes Dorf

    Dorfgemeinschaft

    Die englische Version, die wir zum Testen erhalten haben, ist für 1 bis 5 Spieler gedacht. Im Solomodus spielen wir gegen die Gräfin, die ihre Schatztruhe auf dem Rücken der Dorfbewohner füllen möchte. Dieser Modus hat uns nicht besonders überzeugt – im Grunde spielen wir hier zwei Spieler, von denen einer Sonderregeln verwendet und viele Interaktionen, die das Spiel erst richtig interessant machen, ignoriert. Ausserdem gibt es mit den Ereignissen und zusätzlichen Karten, die die Gräfin zieht, zu viel Zufall, auf den wir uns nicht einstellen können, was unsere gewählte Strategie zum Glücksfall werden lässt.

    Auch das Spiel zu fünft ist etwas zu viel des Guten und dauert uns einfach zu lange. Kosmos, der deutsche Verleger von Villagers, scheint uns zuzustimmen und hat für den deutschen Markt 2 bis 4 Spieler angegeben.

    Villagers: Kartenhand

    Fazit

    Haakon Gaarder hat ein sehr solides Eurogame entwickelt. Villagers ist leicht zu lernen, bietet eine breite Palette an validen Strategien und fordert die Spieler, sich auf die sich immer wieder ändernden Umstände einzustellen. Glück spielt eine Rolle, kann aber durch geschicktes Taktieren gelindert werden. Mit zwei Leuten dauert ein Spiel etwa 30 Minuten.

    Villagers erscheint in Deutsch zur Spiel 2019 bei Kosmos und schlägt mit etwa 20€ zu Buche.

    Ich habe Ende der 80er mit meinem Amiga angefangen und seitdem haben Videospiele einen permanenten Platz in meinem Herzen. Ich mag alles, was Leute zum spielen zusammenbringt, sei es analog oder digital. Seit Ende 2018 schreibe ich für Game2gether.de und konzentriere mich auf Retro- und Koopspiele.