Uncharted 4: A Thief’s End – Test / Review

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    Mit Uncharted 4: A Thief’s End endet die erfolgreiche Serie rund um den Schatzsucher Nathan Drake. Mit welch erstaunlicher Selbstverständlichkeit das Finale uns als Spieler verzaubert hat, das könnt ihr hier in unserem Test nachlesen.

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    Die Sache ist ja die: Hat ein Videospiel Erfolg, erscheint früher oder später der zweite Teil. Das allerdings ist noch längst kein Garant dafür, dass man an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann. Im Falle der Uncharted Reihe, dem wohl exklusivsten Zugpferd der Playstation, war dies allerdings immer fast schon ein sicheres Ding. Nach diversen Abenteuern auf Playstation 3 und Playstation Vita erschien nun kürzlich das erste und auch gleichzeitig letzte Gefecht von Nathan Drake für Playstation 4. Und Holla die Waldfee, der abenteuerlustige Schatzsucher lässt es am Ende nochmal richtig krachen!

    Dabei geht alles eigentlich ganz harmlos los. Nathan ist nach all seinen Reisen rund um den Globus mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Mit fortschreitendem Alter sehnt man sich auch zunehmend nach mehr Ruhe. Daher wundert es kaum, dass Nathan nicht nur ein paar graue Haare mehr hat, sondern auch seinen verdienten Ruhestand angetreten ist. Mehr noch, er hat sogar geheiratet, ist sesshaft geworden und verdient sich nebenbei nur noch ein paar Taler, in dem er als Industriefischer hier und da mal ein paar Tauchgänge absolviert.

    Doch irgendwie merkt man ihm an, dass ihm das neue Leben zwar gefällt, er sich von seinem alten allerdings auch nie wirklich losgesagt hat. Und so geschieht es eines Tages, dass ein alter Bekannter, der eigentlich totgeglaubt ist, seinem Abenteuerdrang und dem Streben nach Schätzen wieder neues Leben einhaucht. Im Zentrum seines letzten Abenteuers steht natürlich ein ganz besonderes Schätzchen, nämlich der legendäre Piratenschatz von Captain Avery.

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    Zugegeben: Die Story liest sich so auf dem Papier weder innovativ, noch frisch, noch besonders spannend. Irgendwie eben, wie ein typisches Uncharted Abenteuer. Das ist es auch und doch schaffen es die Entwickler von Naughty Dog mal wieder, erzählerisch und erlebnisorientiert eine Schippe draufzupacken. Der rote Faden der Spielgeschichte ist ein Mix aus halsbrecherischen Erkundungen, schnellen Actionsequenzen und einer Ansammlung von all dem, was die Spielserie ausmacht. Es tauchen neue und alte Bekannte auf, es geht um Liebe und Rivalität, um Leidenschaft und um den Drang, seine Sache bis zum Ende durchzuziehen. Mit allem, was dazu gehört. So lässt der erzählerische Fluss in unseren Augen keinerlei Wünsche offen und versteht es, den Spieler in nahezu jeder Situation an den Mattschirm zu fesseln.

    Auch spielerisch gibt es eine perfekte Mischung aus alten Mechaniken und neuem Gameplay. Den wohl größten Sprung schafft Uncharted 4 im Bezug auf den Aufbau der Levelstruktur, sofern man es überhaupt als Level bezeichnen kann. Ein Großteil der Linearität der Serie lässt man für das Finale fallen und entführt jetzt den Spieler in eine deutlich geöffnete Welt. Das bedeutet, dass wir nun viel freier und mit weniger Vorgaben durch die Vegetation stolzieren dürfen. Sitzen wir im Jeep und haben beispielsweise eine Stadt als Ziel, dann ist es uns absolut überlassen, wie wir dort hin gelangen. Routen oder ähnliches gibt es nicht, nur ein Punkt auf dem Kompass zeigt uns die Richtug. Natürlich kommt man, sofern man es drauf anlegt, irgendwann an die Grenzen dieser Variation und trifft dann auf hohe Felswände oder Ähnliches, die uns als unüberwindbares Hindernis das virtuelle Stop-Schild vor die Nase halten. Dennoch hat man hier ein gutes Näschen bewiesen und der Spieler versetzt sich dank dieses Erkundungsfeature noch mehr rein in die Rolle eines Schatzsuchers.

    Die nächste Frischekur gilt den bekannten Kletterpassagen. Auch hier dürfen wir uns an einer Reihe neuer Möglichkeiten ergötzen. Als Veteran der Serie ist man angenehm überrascht, wie alte und neue Mechaniken ineinandergreifen und sich gewohntes mit ungewohntem so gut paart. Nach wie vor werden greifbare Absätze und Vorsprünge klar und deutlich markiert. Neu sind die tiefen Schluchten, die man per Kletterhaken im Stile eines Tarzans überschwingen darf. Und hier und da hat man wirkliche Probleme mit dem rutschigen Untergrund an so mancher feuchten Klippe, was bedeutet, dass man auch noch auf das Gleichgewicht achten muss. Mit teils ruhigen, teils aber auch sehr schnellen und actionlastigen Klettersequenzen hält Uncharted 4 die Woge, wodurch das Maß an Abwechslung stets hoch bleibt.

    Zwischen all der Erkundung und dem Klettern sind wir natürlich nicht alleine auf der Suche nach dem Schatz und so gesellen sich auch wieder jede Menge Widersacher dazu ins Geschehen. Rein subjektiv betrachtet hat die Anzahl an Feuergefechten im Vergleich zu allen Vorgängern etwas abgenommen. Zumindest haben wir den Eindruck, dass wir in Uncharted 4 kein einziges Mal mit immer neuen Wellen an generischen Gegnern zurecht kommen mussten. Dafür aber wurden die einzelnen Fights ausgedehnter und vielschichtiger in Szene gesetzt. Das Deckungsfeature ist natürlich wieder mit von der Partie, allerdings sollte man jetzt auch darauf achten, welche Art Deckung man sich ausgesucht hat. Sonst kommt es nämlich vor, dass die Gegner mit ausreichend Feuerkraft unsere schützende Deckung kurzerhand wegballern. Besonders hinter hölzernen Schichten sollte man nie zu lange verweilen, denn hier reichen ein paar Kugeln bereits aus, um uns die ersten Splitter um die Haare sausen zu lassen. Sollten die Gegner unseren wackeren Nathan einmal festgesetzt haben, dann hilft oft der Griff zum Kletterhaken, mit dem wir uns auf eine neue Ebene schwingen können.

    Wenn kein Ballermann mehr hilft, dann ist auch die Flucht eine mögliche Option, wenn auch in den wenigsten Fällen. Klar, ein taktischer Rückzug ist je nach Situation manchmal ein guter Plan, aber dem Gefecht entkommt man in diesem Falle dann ohnehin nicht komplett. Anderes sieht es aus bei der wohl bekanntesten Szene aus den Trailern, die im Vorfeld zur Veröffentlichung von Uncharted gezeigt wurden. Die oft geschaute Verfolgungsjagd im Jeep quer durch eine südamerikanische Kleinstadt zählt zu den actionsreichsten Szenen des Spiels und hier ist die Flucht letztlich unser Ziel. Per Pedes hätten wir wohl weitaus schlechtere Karten. Anhand dieser Sequenz kann aber sehr gut ableiten, welch beeindruckende Dynamik das Spiel hat und wir verraten nicht zu viel, wenn wir behaupten, dass sich diese durch das gesamte Konzept von Uncharted 4 zieht.

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    Hinter Uncharted 4 steht das mehrfach ausgezeichnete Entwicklerteam der Naughty Dog Studios. Mit der Reihe Uncharted, aber auch mit Perlen wie The Last Of Us bewiesen die Jungs ein ums andere Mal, dass man von ihnen technische Höchstleistung erwarten darf. Erinnern wir uns zurück an die letzte Konsolengeneration, so würde wohl jeder von uns Uncharted 1, 2, 3 und The Last Of Us zu den grafischen Schmankerl zählen. Mit Uncharted 4 geht man nun also den nächsten Schritt und wagt sich an die Playstation 4. Und wie man es bereits erwarten darf, zündet das Spiel nicht nur beim Gameplay, sondern auch bei der Grafik ein ungeahntes Feuerwerk.

    OK, die 60 Bilder pro Sekunde können in der präsentierten Full-HD Auflösung nicht eingehalten werden, aber dennoch läuft Uncharted 4 zu jedem Zeitpunkt flüssig. Während des Spielens ist uns kein einziger Ruckler aufgefallen, noch nichtmal ein klitzekleiner. Und das, obwohl man uns hier optisch das liefert, was man landläufig als Referenzwert bezeichnen würde. Im Verlauf des Spiels verschlägt es uns rund um den Globus und egal an welchen Punkt der Erde wir auch kommen, das Spiel versetzt uns realistisch und glaubhaft genau mitten rein. Madagaskar bietet dem Spieler matschige Savannen, während man im Norden von England den dichten Nebel und den seichten Regen förmlich schmecken kann. Die Glaubhaftigkeit wird von kleinen, aber sehr liebevollen und extrem weitsichtigen Details geziert. Beispielsweise dann, wenn Nathan durch den Schnee stapft und jeder einzelne Fußabdruck im Weiß abgezeichnet wird. Oder dann, wenn er in eine matschige Pfütze fällt und danach aussieht wie ein Kleinkind beim ersten Ausflug auf den Spielplatz. Und dann setzt das Spiel wieder eins oben drauf, denn wenn Nathan anschließend ins Wasser hüpft, ist er zwar klitschnass, dafür aber vom gröbsten Schmutz befreit. Dieser Detailreichtum ist einfach fabelhaft und zieht sich durch das komplette Spiel hindurch. Probiert es einfach selbst aus und flitzt im südlichen Europa mal durch die Straßen. Ihr könnt dabei zusehen, wie sich langsam immer mehr Schweißperlen an Nathans Körper haften.

    Der Multiplayer war zwar nie eine Kerndisziplin der Spielserie, darf aber natürlich auch in Teil 4 nicht fehlen. Wer sich also im Solo-Abenteuer genügsam ergötzt hat, der darf online gegen andere Mitspieler antreten. Dieser kompetitive Modus entführt bis zu 10 Spieler auf eine ganze Reihe unterschiedlicher Maps und Settings, die in angelehnter Form dem Hauptspiel entstammen. Die dynamischen Feuergefechte haben durchaus ihren Reiz, doch sollte man wissen, dass der Multiplayer auch in Uncharted 4 mehr nur ein großartiges Beiwerk zum noch großartigeren Solospiel ist. Schön finden wir, dass der eingebaute ingame-Shop nur mit optischen Verfeinerungen aufwartet und für zahlende Kundschaft keinen unfairen Vorteil bietet. Kommende DLC Inhalte sollen kostenlos angeboten werden, um die Spieler auch über einen längeren Zeitraum bei Laune zu halten.

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    Fazit

    Die Uncharted-Serie ist wie eine klassisches Oper, bei der langsam ein Crescendo einsetzt, nur um am Ende in ein fulminantes Finale zu münden. Dieses Finale bekommen wir mit Uncharted 4 aber sowas von geboten! Hier treffen bekannte und neue Mechaniken, Charaktere und Storyfetzen aufeinander, dass es sich gewaschen hat. Zu keinem Zeitpunkt kommt während des Spielens auch nur ansatzweise das Gefühl von Langeweile auf. Die Frischekuren im Design und beim Gameplay tun dem Spiel absolut gut und machen aus der ohnehin schon denkwürdigen Saga einen absoluten Pflichtkauf für alle Besitzer einer Playstation 4. Technisch besteigt das Studio der Naughty Dogs hier eindeutig den Tron und darf fortan das Zepter der Grafikreferenz schwingen.

    Im Grunde können wir nur den Hut ziehen und allen Beteiligten zu diesem großartigen Abenteuer gratulieren. Wenn es am Schönsten ist, soll man ja bekanntlich gehen und genau das macht Nathan Drake nun. Schade finden wir das trotzdem…

    Wertung 5 stern

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur