The Legend of Zelda: Breath of the Wild – Test / Review

    Da ist es also, das erste große Ding für die neue Nintendo-Konsole Switch. Die Rede ist natürlich von The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Welch grandioses Comeback unser Lieblingsheld Link erlebt, das könnt ihr hier in unserem Test erfahren.

     

     

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    Nintendo und die Veröffentlichung von einer neuen Spielkonsole, das ist so eine Sache für sich. Auf der einen Seite freuen wir uns fast unendlich über dieses neue, kostbare Stück Hardware, das kürzlich mit der Switch an den Start ging. Wäre da nur nicht dieses ewige Problem mit guten Launch-Titeln. Zum Start der Switch gab es rund eine Hand voll Spiele, was uns verwöhnten Zockern natürlich argwöhnisches Augenbrauenzucken verursachte. Dass dennoch der Headstart rundum gelungen ist, ist maßgeblich dem neuen Zelda mit dem Beinamen Breath of the Wild zu verdanken. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und wage die Steile These: The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist der beste Launch-Titel von Nintendo seit Mario 64.

    Am Anfang des Abenteuers, wie könnte es anders sein, erwacht Link aus einem tiefen Schlaf. Stück für Stück erfahren wir in den ersten Spielminuten, wie es um die Welt Hyrule steht. Und schnell wird klar, dass es nicht besonders rosig derzeit ausschaut. Oberschurke Ganon will alles Leben in eine grausame Finsternis hüllen und nur eine tapfere Prinzessin namens Zelda bietet ihm Widerstand in der letzten verbliebenen Bastion des Schlosses Hyrule. Und so liegt es nun an Link, dem Spuk ein Ende zu setzen. Für seine Mission, Prinzession Zelda zu befreien, muss er die vier Titanen reaktivieren, denn nur so kann Ganon vernichtet werden.

    Der rote Faden der Spielserie bleibt mit dieser Eingangsgeschichte nahezu unberührt. Hyrule, Zelda, Ganon, das alles kennen und lieben wir. Was nun als Spiel allerdings folgt, bricht mit so ziemlich jeder zeldatypischen Konvention. Und doch fühlt sich alles sehr vertraut an.

    BÄM! Und das ist nur ein Ausschnitt der Spielwelt

     

    Ein ellenlanges Intro gibt es nicht, was wir an dieser Stelle nur absolut begrüßen können. Gerade in Skyward Sword uferte die Einführung ziemlich aus, was trotz der Vorfreude zeitgleich zu etwas Ermüdung führte. Nein, Breath of the Wild lässt uns quasi einfach los. Geh raus und rette die Welt, mehr wissen wir an dieser Stelle zunächst einmal nicht. Und dann breitet sich plötzlich die Spielwelt vor uns aus. Dieses Gefühl des absoluten Wahnsinns lässt sich nur noch dadurch toppen, dass Nintendo im Vorfeld davon gesprochen hat, dass jeder Punkt, den man erblickt, auch erkundet werden kann. Spätestens jetzt schießt das Adrenalin durch die Adern.

    Auf sehr kluge und unterhaltsame Weise müssen wir aber nicht jedes kleine Detail des Gameplays mühselig ausprobieren, Viel mehr stubbst uns das Spiel immer mal wieder kurz an und bringt uns fast schon nebenbei die Feinheiten der Spielmechanik bei. Das ist feinstes learning by doing, statt dem Spieler jeden Fitzel des Spiels vorzukauen. Von Beginn an merkt man also, dass Big N nicht nur das Spiel, sondern auch den Spieler von der Leine lässt. Die ersten Minuten gehen dafür drauf, dass man sich mit der Steuerung arrangiert, sich die Menüs aneignet und rausfindet, dass man überall die Augen noch potentiellen Waffen offen halten muss. Von Stöcken über Äxte bis hin zum legendären Master Sword kann so ziemlich alles als Hau- und Stichwaffe genutzt werden, was man in die Finger bekommt. Der Haken: Die Dinger zerbrechen nach einer Weile. Dieses Waffenmanagement hat Pros und Cons. Man muss abwägen, welche Waffe man für welchen Gegner opfert, denn man muss tatsächlich von einem Opfern ausgehen. Bei Zweigen ist das weniger dramatisch, bei wertvolleren Waffentypen da schon sehr viel ärgerlicher. Unserer Meinung nach übertreibt es Breath of the Wild etwas damit, wie schnell die Waffen zu Bruch gehen. Man muss also immer ein Auge auf sein Ressourcenmanagement haben, um nicht plötzlich buchstäblich mit leere Händen dazustehen. Ohne Schild und Waffe überlebt man keine Minuten im Spiel.

    Beim Thema Ressourcen lässt sich das Spiel alles andere als lumpen. Überall gibt es wertvolle und teils sehr wichtige Items einzusacken. Mitunter lassen sich diese zu hochwertigeren Dingen zusammenschustern. Überlebenswichtig ist auch das Zubereiten von Nahrungen. Mit den richtigen Zutaten im Gepäck entpuppt sich Link als kleiner Meisterkoch. Stellen sich kleinere Süppchen noch als ziemliche Basiskost heraus, mit denen man z.B. Ausdauer rückgewinnen kann, sind komplexere Rezepte für ganze Spielabschnitte entscheidend. Etwa in kalten Schneelandschaften, wenn ein zünftiges Chilli-Gericht das Überleben in der Kälte sichert.

    Mal kurz eine Höhle voller Goblins in die Luft gejagt

     

    Das Kampfsystem geht nach wenigen Fights in Fleisch und Blut über. Meist hat man eine Nah- und eine Fernkampfwaffe im Gepäck und plant aus sicherer Distanz seine Attacke. Oftmals kann uns auch die Vegetation helfen: Von einer Anhöhe beispielsweise einen Felsen auf ein Goblin-Nest weiter unten schubsen. Oder mal kurz das Feld bei den Feinden mit einem Feuerpfeil in Brand setzen. Oder, der Klassiker, einfach drauf losgestürmt. Wobei man gerade bei letztem höllisch aufpassen muss, dasss man nicht blind ins Verderben rennt. Breath of the Wild hat einen ziemlich hohen Schweregrad, gerade im Gegensatz zu den jüngeren Zelda-Spielen. Zwar hat man bei einem virtuellen Ableben nicht wirklich viel verloren, aber man nimmt sich selbst den Spielspaß, wenn man Kampftaktiken völlig außer Acht lässt.

    Magische Fähigkeiten dürfen natürlich nicht fehlen. Schon recht früh im Spiel kann Link mittels Magnetismus schwere Plattformen verschieben oder die beliebten Bomben aus dem Hut zaubern. Oft sind es eben jene Magien, die zur Lösung der obligatorischen Dungeons führen. Die mitunter sehr knackigen Rätsel erfordern eine gute Ausgewogenheit von Koordination, richtiger Fähigkeit und gutem Timing.

    Eine Sache ist uns extrem positiv aufgefallen. Sowohl auf der Gamescom 2016, als auch bei einem Promo-Event bei Nintendo in Frankfurt zeigte man uns The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Zum damaligen Zeitpunkt sah das Spiel schon vielversprechend aus, aber uns ist die extrem fade und eintönige Spielwelt etwas aufgestoßen. Man sah praktisch nichts, Hyrule wirkte leblos und monoton. In der finalen Spielversion kann davon keine Rede mehr sein. Hyrule ist gefüllt mit Leben und man kommt aus dem Entdeckerdrang gar nicht mehr heraus. Besonders unter dem Aspekt, dass man von einem hohen Standpunkt aus immer weitere Abschnitte entdeckt, die man noch nicht erforscht hat. Da ruft dann die innere Stimme: „Geh hin, geh da sofort hin!“. Längere Wegstrecken darf man mittels Portal verkürzen, sofern man in den Nähe den passenden Wegpunkt bereits aktiviert hat. Ansonsten greift man zum Pferd oder noch besser zum Gleitschirm, mit dem man Kilometerweit durch die Lüfte sausen kann.

    Ein kleiner Glanzpunkt des Spiels ist die Physik, die in unseren Augen maßgeblich dazu beiträgt, dass sich das Spiel so harmonisch anfühlt. Die Bäume wiegen sich im Wind, Blätter und Insekten flattern durch die Luft und man verspürt förmlich einen Hauch von Frischluft. Im nächsten Moment fängt es an zu regnen und Link hat sichtlich Mühe, an Felsen zu klettern, da es durch die Nässe zu rutschig für ihn ist. An dieser Stelle ist es wohl dann auch unnötig, über den wunderschönen Wechsel von Tag- und Nachtrhythmen zu sprechen. All das trägt zur Lebhaftigkeit der Spielwelt bei und wirkt sich unmittelbar auf das spielerische Vorgehen aus.

    Abschließend noch ein paar Worte zur Technik. Breath of the Wild läuft auf der Switch im TV-Modus in 900p. Ja, man mag jetzt meckern, dass Nintendo es nicht schafft, das Spiel flüssig in Full-HD auf die Mattscheibe zu zaubern. Macht nichts, uns gefällt der Look des Spiels, die scharfen Grafiken und die farbprächtige Gestaltung. Die Ruckler, die man zum Release des Spiels noch teilweise hatte, wurden mittlerweile zur einen entsprechenden Patch behoben. Der Mix aus Cellshader und comicartigen Zeichnung weiß wirklich zu gefallen. Im Handheld-Modus reduziert sich die Auflösung auf 720p, was für den Zock unterwegs mehr als ausreichend ist.

    Gerade die Bosskämpfe können sehr fordernd sein

     

    Fazit

    Breath of the Wild ist nicht weniger als das beste Zelda Abenteuer, das Nintendo in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Man wagt den Schritt ins unbekannte Terrain mit einer bekannten Serie, was auch absolut in die Hose hätte gehen können. Ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Noch nie sah Hyrule lebhafter und glaubwürdiger aus. Noch nie hatte man so viel Erkundungsmöglichkeiten. Noch nie hatte man mit 100 Schreinen, vier großen Dungeons und unzähligen Nebenaufgaben so viele Spielstunden Spaß. Und trotz der Fülle an Inhalten gönnt einem das Spiel immer mal wieder Momente zum Innehalten, um mit Link einfach mal spontan vom Weg abzuweichen und sich blind ins nächste Abenteuer stürzen zu dürfen. The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist pure Unterhaltung und genau wegen solcher Titel spielen wir so gerne Videospiele.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur