Double Dragon Trilogy – Test / Review

    Zocker des etwas älteren Semesters kennen die Double Dragon Spiele nur zu gut. Ein Blick zurück in die 80er Jahre reicht aus, um zu wissen, wer der König der Side-Scrolling Beat ‚Em Ups war. Das liegt nun viele Jahre zurück und das Genre ist mittlerweile nahezu tot. Umso besser also, dass heutzutage Retro eine absolute Hochphase genießt. Was liegt da also näher, als die Double Dragon Reihe neu aufzulegen?

    Genau das dachten sich wohl auch die Damen und Herren von DotEmu, die unter der Flagge von 2tainment die Double Dragon Trilogy jüngst für PC neu veröffentlichten. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, packt man noch gleich ein Retro-Gamepad im Stile eines SNES-Controllers mit in die Box. Der Tisch ist also gerichtet für einige Stunden Spaß mit dem Street Brawler.

    Die Double Dragon Trilogy kann sowohl digital, als auch in der Boxed Version erworben werden. Via Steam oder GOG.com (DRM-frei) steht die Sammlung für 4,99€ in den Startlöchern. Wer lieber die limitierte Sonderedition mit USB-Gamepad sein Eigen nennen möchte, der sollte bei Amazon oder im lokalen Elektronikmarkt fündig werden. Dieser Version liegt dann auch gleich ein zweiter Voucher-Code bei, den man an einen Freund weiterreichen kann, falls man der Double Dragon Trilogy im Koop frönen möchte. Kostenpunkt hierfür sind ca. 20€.

    [box_info]Die Double Dragon Trilogy umfasst die drei Spiele Double Dragon, Double Dragon 2: The Revenge und Double Dragon 3: The Rosetta Stone.[/box_info]
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    Wie es sich für ein Steam-Spiel gehört, wurden dem angestaubten Titel neue Features zugefüttert. In erster Linie betrifft das den Multiplayer, der online, als auch lokal gezockt werden darf. Darüber hinaus gibt es die traditionellen Highscorelisten und ganze 15 Achievements. Diese unterscheiden sich stark in ihrer Anforderung, was für Trophäenjäger nicht ganz uninteressant sein dürfte. So gibt es einige Achievements, die schon mit dem Starten aller 3 Spiele oder eines Multiplayer Matches errungen sind, wohingegen andere das Beenden auf der höchsten Schwierigkeitsstufe voraussetzen.

    Die Story, sofern man es denn überhaupt so nennen mag, blieb für die Double Dragon Trilogy unangetastet. Letztlich geht es darum, sich quer durch die Straßen zu prügeln, was wir in Form der beiden Brüder Billy und Jimmy machen. Um dem Faustkampf eine Berechtigung zu geben, wollen wir die schöne Marian aus den Fängen der üblen Black Shadow Gang retten. Ein generisches Setting also, was damals allerdings auch absolut üblich war.

    Im Menü können wir zwischen diversen Auflösungen wählen, die eine Reichweite von 800*600 bis hin zu 1920*1080p haben. Ferner findet man in den Optionen die Settings für Fullscreen Gaming, Video Filtering und – Achtung – Scan Lines!

    Im Spiel angekommen wird ziemlich schnell deutlich, dass einige Verbesserungen an der Performance durchgeführt wurden. Wer noch die originalen Arcade Spiele der Double Dragon Serie kennt, der erinnert sich an die sekundenlangen Ruckelorgien beim Spawn mehrerer Gegner gleichzeitig. Diese sind nun ausradiert, alle Teile der Trilogy laufen zu jedem Zeitpunkt ohne Probleme. Sicherlich könnte man auch jetzt damit argumentieren, dass hierdurch ein Stück weit das Nostalgiegefühl auf der Strecke bleibt. Für uns steht allerdings fest, dass die zuverlässigere Performance den Funfaktor am Leben hält und wenn man ehrlich ist, kann man getrost auf diese prähistorischen Fragmente einer vergangenen Computerära verzichten.

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    Das neue HUD ist ziemlich missglückt

     

    Das Tuning von Grafik und Performance ist aus spielerischer Sicht eine Bereicherung, die Änderungen am Design allerdings nicht. Gemeint ist hiermit das neue Interface bzw. HUD. Sicherlich hätte der ursprüngliche Look keinen Schönheitspreis abgesahnt, aber es passte einfach zum Gesamtbild sehr viel besser als das der Double Dragon Trilogy. Obwohl man sich wohl redlich um ein entsprechendes Aussehen bemüht hat, ist der Schuss ordentlich nach hinten losgegangen. Die neuen Texteinblendungen sehen grausam aus und wollen so gar nicht mit dem Charme des Prügelspiels harmonieren.

    Zum Sound kann man eine ganz ähnliche Parallele ziehen. Immerhin hat man hier im Gegensatz zum HUD die Auswahl, ob man den alten 8-bit Soundtrack oder eine etwas aufpolierte Neuvertonung aus den Boxen haben möchte. Der alte Sound hat wieder den spürbar besseren Nostalgie-Effekt, bietet dafür aber weniger Abwechslung und neigt zur ständigen Wiederholung. Dem entgegen klingen die neuen Musikstücke variabler und frischer, lassen aber jeglichen Charme vermissen.

    In puncto Schweregrad merkt man bei der Double Dragon Trilogy, dass wir Zocker mittlerweile Weicheier geworden sind. Mittlerweile flattern uns ständig Power Ups und Health Packs um die Ohren – nicht so hier. Beim Start hat man eine vordefinierte Anzahl an Leben und sind diese verbraucht, zappelt auch schon der Game Over Screen auf der Mattscheibe. Das macht alle drei Teile zu einer waschechten Herausforderung, selbst auf dem leichtesten Schweregrad. Und führt man sich dann vor Augen, dass die mittlere Schwierigkeitsstufe die war, die man im Normalfall damals am Automaten serviert bekam, dann bekommt man ein Gespür dafür, was damals völlige Normalität war. Heute gibt es DLCs, um den Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Früher war es eben der von Grund auf höhere Schweregrad.

    Wie bereits oben erwähnt, liegt der Verkaufsversion ein Gamepad bei, das in seiner Gestaltung ein Replikat des Controllers des Super Nintendo ist. Mittels USB ist das Pad fix mit dem PC verbunden und ebenso schnell für das Spiel konfiguriert. An die Qualität eines Originals kommt man zwar nicht ran, aber in der Summe macht der Zock mit diesem Gamepad schon deutlich mehr Spaß, als an der Tastatur. Der Druckpunkt der Buttons ist OK und die Eingabe präzise. Man darf sich nicht von einem etwaigen Delay verwirren lassen, denn auch mit der Tastatur und einem anderen Controller hatten wir minimale Verzögerungen. Es ist also definitiv kein Problem des beiliegenden Gamepads.

    Der Multiplayer ist bei einem solchen Titel natürlich eine großartige Sache. Im Duett prügelt es sich einfach beherzter und wenn die Schar an Gegnern wieder mal ein Leben von unserer Leiste abknabbern, dann flucht es sich in trauter Zweisamkeit auch gleich viel besser. Die Online-Runden liefen ohne Probleme ab, sobald man einen Spielpartner gefunden hat. Die längere Wartezeit ist eigentlich der einzige Negativpunkt, anscheinend sind nicht sonderlich viele Spieler mit der Double Dragon Trilogy unterwegs.

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    Grafisch ist Teil 3 der ansehnlichste

     

    Fazit

    Die Double Dragon Trilogy richtet sich speziell an Fans des Originals und diesen können wir nur empfehlen, sich die Sammlung anzusehen. Man fühlt sich ohne Verzögerung wieder in die 80er Jahre zurückversetzt, als Videospiele in noch allen Belangen ein minimalistisches Spektakel waren. Wer die Serie damals nicht erlebt hat, wird mit der Trilogy wwohl auch weniger deutlich auf seine Kosten kommen, da hier das Argument der Nostalgie nicht greift und das Spiel für heute Standards nahezu untragbar ist. Jüngere Zocker sollten daher besser zu Double Dragon Neon greifen, das ebenfalls bei Steam verfügbar ist und deutlich moderner daher kommt.

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    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur