Mass Effect 3 – Test / Review

Jeder Held geht irgendwann einmal in Rente. Zwar sieht Shepard noch lange nicht danach aus, aber laut Bioware ist dies nun das Finale des Weltraumepos. Wir haben für euch gemeinsam mit Shepard seinen letzten Bühnenauftritt des intergalaktischen Spektakels betreten und geprüft, ob Shepard ein würdiges Ende bekommen hat. Vorhang auf für Mass Effect 3.

Das Ende kann beginnen

2008 erschien mit Mass Effect der erste Teil der Trilogie, 2010 folgte der erfolgreiche Nachfolger und nun erscheint mit Mass Effect 3 der letzte Teil der Reaper-Saga. Um Mass Effect 3 vollstens genießen zu können empfehlen wir euch, zuvor Mass Effect 1 und 2 zu spielen, da dank Speicherstand-Import sich alle früheren Endscheidungen auf unwichtige und wichtige Ereignisse in Teil 3 auswirken. Wer dies nicht kann oder möchte, der kann sich einen neuen Charakter erstellen, aber muss mit spürbaren Verlusten in der großartigen Story und Atmosphäre rechnen.

Zu Beginn des dritten Teiles greifen die Reaper die Erde an. Wir als Shepard machen uns mit unserem Commander Anderson auf die Flucht und bekommen so nebenher die Bedienung erklärt, während wir noch die gewaltige Eroberung und Zerstörung der Reaper bestaunen. Nach dieser erfolgreichen Flucht müssen wir uns auf machen und alle Rassen des Universums zu einer Einheit verbinden, leichter gesagt als getan. Im ersten Moment hört sich das nicht gerade nach einer großartigen Story an, aber Mass Effect lebt von den vielen Nebenmissionen und diese sind auch taktisch entscheidend für den Kampf gegen die Reaper. Um so mehr Nebenmissionen wir absolvieren, um so mehr haben wir die Chance ein gutes Ende in Mass Effect 3 zu erleben. Diese Missionen bestehen zumeist darin, einer Rasse zu helfen und so das Vertrauen dieser zu gewinnen, um dann im alles entscheidenden Kampf miteinander an der Front zu stehen. Klingt nicht nach viel Abwechslung, aber im Gegenteil, jedes Volk hat seine eigene Geschichte und Probleme. Dabei kommen einige gefühlvolle Momente zum Vorschein, die sogar auf unsere Tränendüsen drücken und leider bei vergleichsweisen Spielen fehlt.

Im Weltall nichts Neues

Nicht nur die Story knüpft nahtlos an Mass Effect 2 an, auch in punkto Gameplay hält sich Mass Effect 3 an den direkten Vorgänger. Wieder kämpfen wir uns durch schlauchartige Levels hindurch und machen alles platt, was sich uns in den Weg stellt. Dabei hilft auch wie im Vorgänger das Deckungssystem. Diesmal können wir nun auch von Deckung zu Deckung hüpfen, dies stellt sich aber nicht immer als einfach heraus und so verlieren wir unseren Shepard auch mal im Nirvana. Aber bevor wir das Spiel beginnen, können wir einen von drei Modis auswählen. Der Action-Modus ist für die Hartgesonnenen unter euch, hierbei wird mehr auf die Baller-Einlagen und weniger auf die Story gelegt. Im Story-Modus wiederum könnt ihr euch auf weniger Geballer und mehr auf tiefgründige Geschichten erfreuen. Im Rollenspiel-Modus werden beide Modis vereint, dieser ähnelt dem Spielvergnügen des ersten Mass Effect Teiles. Bioware hat es damit geschafft beide Lager der Vorgänger in einem Spiel unterzubringen. Trotz der kleinen Änderung bleibt Mass Effect gleich Mass Effect und das ist gut so!

Mit von der Partie ist wieder das Talentsystem, das eine kleine Änderung enthält. Nachdem wir ein Talent bis zum vierten Punkt ausgebaut haben, müssen wir uns nun spezialisieren und einen von zwei Upgrades auswählen. Wie auch im Vorhänger können wir unsere Waffen aufmotzen und diesmal auch außerhalb unserer Normandy, auf sogenannten Werkbänken. Hier können wir Visiere, Magazine und Erweiterungen – bis maximal zwei pro Waffe – auf unsere Waffen platzieren. Während es bei den unteren Schwierigkeitsgrade ziemlich egal ist welche Munitionstypen wir verwenden, kommt es bei höheren umso mehr darauf an gegen gepanzerte Gegner panzerbrechende Munition und gegen Gegner mit nackter Haut eine brennende Munitionsart zu verwenden.

Wie in Dragon Age und in den Vorhängern bekannt, können wir in Mass Effect 3 das Spiel pausieren, um unsere Schnellzugriffs-Leiste aufzurufen und unsere zwei Kameraden zu kommandieren. So können wir ihnen befehligen einen Gegner in Brand zu stecken oder sich selber unsichtbar zu machen. Unsere KI-Verbündete setzen ihre Fähigkeiten auch ohne unsere Befehle ein und das sogar regelmäßig! Was die Deckung an geht, müssen die KI noch einiges lernen. Die Gegner umzingeln uns regelrecht, aber laufen auch oft an uns vorbei oder rennen stupide wieder in ihre Deckung zurück.

Es nimmt kein Ende

Eine Mission läuft immer nach dem gleichen Schema ab, wir laufen von Punkt A zu B, erschießen einige Gegner und bekommen ein paar Zwischensequenzen serviert – die hervorragend sind. Die meisten Kämpfe sind genauso vorhersehbar wie das Amen in der Kirche. Wir laufen umher und sehen typisch viele Deckungsmöglichkeiten und wissen bereits, dass ein Kampf auf uns lauert.

Aber dank der Story und den Gesprächen läuft Mass Effect 3 flüssig über die Hand. Im Gegensatz zum Vorgänger wurde das Scannen der Planeten fast komplett abgeschafft. Nun da die Reaper das Universum übernehmen, sind wir regelrecht Flüchtlinge und können ganze Galaxien scannen und nicht mehr einzelnen Planeten.

Gut für das Gehör, weniger fürs Auge

Das größte Plus kann Mass Effect 3 bei seinen Dialogen sammeln. Hier waren wir immer wieder erstaunt, wie gut die Sprecher – auch im Deutschen – sind. Wer einen Speicherstand importiert hat, kann auch Bemerkungen erhaschen die sich mit einem Verbündeten in der Vergangenheit abgespielt haben. Dialoge werden üblich wie in den vorigen Teilen über ein Ring-Menü geführt und ausgewählt. Während einem Gespräch kann es auch einmal kommen, dass wir abtrünnige Aktionen mit einem linken Mausklick oder etwas Gutes mit einem rechten Mausklick vollführen können. Dies bringt uns neben den guten oder bösen Antworten Punkte in unserer Ruf-Leiste, die wiederum das Ende des Spiels beeinflusst. Über die Waffensounds im Spiel können wir uns nicht beklagen, diese klingen satt und wuchtig.

Über das wir uns ganz sicher beklagen, sind die Grafikeinstellungen, in denen wir leider nur die Auflösung umstellen, Anti-Aliasing und Dynamische Schatten mit ‚Ein‘ und ‚Aus‘ einstellen können. Abgesehen davon ist die Grafik-Engine (Unreal 3 Engine) über ihrem Zenit und bietet keine echten Grafikwunder mehr. Bioware hat trotz der alten Engine noch einmal alles rausgeholt und uns einige sehenswerte Effekte bieten können. Dies trifft auch auf die Animationen und die Gesichtsbewegungen zu, die wiederum leider nicht immer lippensynchron sind. Bei der Kolisionsabfrage müssen die Entwickler noch einmal nachbessern, so konnten wir einige Male durch Kisten hindurch laufen und uns sogar darin bewegen.

Fazit und Wertung folgen auf der nächsten Seite…