Die Geschichte der Videospiele – Teil I

1958, oder: Pong? Is that you?

William Higinbotham, ein US-amerikanischer Physiker, entwickelte 1958 den Vorläufer des Spieles, welches heute vielfach als DAS erste Videospiel der Zeitgeschichte gilt, Pong.

William Higinbotham Quelle: wikipedia.org
William Higinbotham

Quelle: wikipedia.org

Seine Schöpfung – schlicht Tennis for Two genannt – funktionierte nach dem selben einfachen Prinzip, welches auch Pong zu einem weltweiten Erfolg machen sollte. Natürlich war der Aufbau zu der Zeit noch ein wenig komplexer. Mittels Anordnung eines Analogcomputers und eines Oszillografen konnte eine einfache Form von Tennis gegeneinander gespielt werden (daher auch for Two). Zwei Jahre später wurde das Gerät allerdings demontiert und Higinbothams Wirken auf die Videospielwelt geriet beinahe in Vergessenheit, bis Nintendo im Jahre 1983 im Lizenzstreit mit der Firma Magnavox vor Gericht geltend machte, dass eben jener Higinbotham der Vater der Videospiele sei und Magnavox daher kein Recht habe, Lizenzgebühren einzufordern (im weiteren Verlauf unserer Geschichts-Serie werden wir auf diesen sehr interessanten Aspekt der Videospiel-Geschichte noch näher eingehen).

1961 – Spaceballs? Ach ne…Baseball

In den 1960er Jahren sollte sich die Entwicklung rasant fortsetzen. Mittlerweile hatten viele kluge Köpfe erkannt, dass man Computer nicht nur zur Berechnung von diversen Problemstellungen verwenden kann (oder gar zum Knacken von Verschlüsselungen, wie es der Zweite Weltkrieg beinahe 20 Jahre zuvor gezeigt hatte), sondern dass ein Computer auch zur Unterhaltung dienen kann.

IBM 1620 Model I, Level H Quelle: wikipedia.org
IBM 1620 Model I, Level H

Quelle: wikipedia.org

John Burgeson, ein Entwickler bei IBM, entwickelte 1960 während einer Krankenzeit eine Baseball-Simulation für den IBM 1620 Computer, welches ursprünglich nur seiner eigenen Unterhaltung dienen sollte. Allerdings teilte er das Programm seinem Arbeitgeber mit, welches das Spiel in das Software-Paket integrierte, das mit dem 1620er mitgeliefert wurde; was es somit auch zum einzigen Spiel machte, welches es ursprünglich auf diesem Computer gab. Gespielt wurde – wie zu der Zeit üblich – mit Lochkarten, die zuerst in den Speicher des 1620er geladen werden mussten.

WarGames light

Bereits kurz auf Seite 1 erwähnt, ist der Film WarGames – Kriegsspiele ein Kultfilm aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre, der den meisten älteren Semestern bekannt sein dürfte. In diesem Film geht es um einen Computer mit eigener Intelligenz (Schlagwort KI), der versehentlich aktiviert wird und kurz davor ist, einen vernichtenden Nuklearschlag gegen die Sowjetunion zu führen (und – passend zum Thema Videospiele – durch Noughts and Crosses / Tic Tac Toe von der Sinnlosigkeit dieses Unterfangens überzeugt wird).
Und, wie es der Zufall will: es gab bereits anno 1961 eine Simulation, die das Thema Kalter Krieg – also die Phase der Nachkriegszeit, in denen sich die USA und die damalige UdSSR bzw. deren System als unversöhnliche Gegner gegenüberstanden, ohne die Situation eskalieren zu lassen (was wohl das Ende der Welt bedeutet hätte, Anm. der Red.) – behandelt hatte.
Natürlich waren die Computer damals wie heute nicht in der Lage, eine eigene, selbstständig agierende KI mit Bewusstsein zu entwickeln.
Aber der amerikanische Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon entwickelte für die Joint Chiefs of Staff der US-Streitkräfte tatsächlich eine Simulation eines globalen Konflikts zwischen den Supermächten. Obwohl das Programm gut ausgetüftelt wurde und sogar die Vorzüge der Rüstungskontrolle integriert hatte, war die Simulation zu komplex für Leute, die sonst nicht viel mit Computern zu tun hatten, weswegen Raytheon anschließend noch eine analoge Variante entwickelte. Selbstverständlich war die Simulation nicht zur Veröffentlichung gedacht, zeigt aber eindrucksvoll, dass man schon früher über umfangreiche Simulationen, wie sie heute auch im Privatsektor gang und gäbe sind, nachgedacht hat.
Aber 1961 sollte auch ein Jahr sein, in dem nicht nur Kennedy verkündet hatte, dass Amerikaner am Ende des Jahrzehnts den Mond betreten werden; dieses Jahr sollte gleichzeitig das Geburtsjahr eines Spieles werden, welchem zum ersten Mal größere Aufmerksamkeit geschenkt wurde

Spacewar!

Steve Russell, ein amerikanischer Informatiker am MIT, entwickelte den Prototyp eines Weltraumshooters im Jahre 1961, nachdem ein PDP-1 dort aufgestellt wurde.

Steve Russell
Steve Russell
Quelle: wikipedia.org
Nach einigem Brainstorming und Ideensuchen stand für Russell fest, dass er den Lensmen-Zyklus von E.E. Smith als Ideengeber verwendet. Nach einigem Hin- und Her – und einem kleinen Tritt von Alan Kotok, weil Russell immer wieder Entschuldigungen vorbrachte, wieso er jetzt gerade nicht programmieren könne – war das Spiel nach ca. 200 Entwicklungsstunden fertig und wurde veröffentlicht. Das Spiel verbreitete sich viral unter den Universitäten der USA und wurde immer weiter verfeinert; nachdem die ersten Hintergründe nur starr waren, kamen mit der Zeit Versionen heraus, die reale Sternenkarten als Basis verwendeten.
Spacewar! auf einem PDP-1
Spacewar! auf einem PDP-1
Quelle: wikipedia.org
Insgesamt kann man sagen, dass Spacewar! die Geburtsstunde des Weltraumshooters war, und auch wenn viele darum streiten, den ersten entscheidenden Schritt in der Geschichte der Videospiele vollführt zu haben; so ist Spacewar! das erste Spiel, welches voll digital auf einem Computer lief.
Selbst Jahre danach wurde Spacewar! immer wieder auf neuere Systeme portiert. Trotz seiner grafisch limiterten Fähigkeiten übte das Spiel zur damaligen Zeit auf die Studenten eine ungeahnte Faszination aus, und selbst heute noch ist Spacewar! Basis für viele Weltraumspiele, weil es eben das Erste war. Auf diversen Linux-Distributionen z.B. befindet sich z.B. KSpaceDuel, ein moderner Spacewar!-Klon.

auf Seite 3:
STAGE und Baer